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Biotopgewässer zwischen Nienburg und Altenburg Biotopgewässer zwischen Nienburg und Altenburg: Nur Müll und Schlamm

Von Ute Nicklisch 13.12.2017, 10:55
Die Studenten Erik Peretzke (von links), Mirko Selleng, André Schwuchow, Nancy Manke und der neunjährige Angler Nick Kutai beseitigen den Müll aus den Kolkslöchern.
Die Studenten Erik Peretzke (von links), Mirko Selleng, André Schwuchow, Nancy Manke und der neunjährige Angler Nick Kutai beseitigen den Müll aus den Kolkslöchern. Ute Nicklisch

Nienburg - Kalt, stürmisch und nass war es am Samstagmorgen an den Kolkslöchern zwischen Nienburg und Altenburg. Nicht unbedingt angenehm, um in den schlammigen Gewässern nach Müll und Dreck zu fischen.

Bei diesem Wetter jedoch sind die darin befindlichen Lebewesen inaktiv und die Störung ist somit am geringsten.

Und so schreckten die Nienburger Angler und Studenten von der Hochschule Anhalt in Strenzfeld nicht davor zurück, die verdreckten Biotope vom Wohlstandsmüll unvernünftiger Menschen zu befreien.

Biotopgewässer zwischen Nienburg und Altenburg: Härtere Bestrafung gefordert

„Je besser die Straßen hierher werden, umso mehr Müll wird hier entsorgt“, schimpft Reiner Lücke vom Anglerverein Nienburg und wünscht sich eine härtere Bestrafung.

Autoreifen, Plastikflaschen, Fernseher und sogar ganze Zementsäcke wurden aus dem Wasser gefischt. Auch eingewachsene Bäume wurden entfernt.

Schon längst taugen die Teiche nicht mehr als Angelgewässer, was jedoch nicht nur am Müll allein liege, stellt der Petrijünger klar.

Die Kolkslöcher waren in den Jahren bis zur Absenkung der Oberbode durch Entnahme der Wehrwalze Angelgewässer von vier Metern Tiefe und voll mit Fischen wie Goldkarauschen und Rotfedern.

Die Teiche gehörten zur natürlichen Verbindung Bode-Kolkslöcher-Katzenkopf-Bläßsee-Erdkieten-Saale. Je nach Wasserstand von Bode oder Saale wurden diese mit Frischwasser durchspült und dienten als Laichgebiet unter anderem für den Hecht.

Biotopgewässer zwischen Nienburg und Altenburg: Verbindungsgräben sind verlandet

Inzwischen seien die Verbindungsgräben verlandet und die Altgewässer verschlammt. Schon seit Jahren kämpfen die Angler um Unterstützung zur Sanierung dieser Gewässer unter anderem mit Schreiben an den Landrat und anderen Institutionen.

Die Masterstudenten der Fachrichtung „Naturschutz und Landschaftsplanung“ nahmen sich dieser Problematik an. Im Rahmen eines Forschungsprojektes untersuchten die jungen Leute während des Sommersemesters die Gewässerzustände der Teiche.

Sie erforschten das Arteninventar, vordergründig von Libellen und Amphibien, und kartierten alles. Nicht selten wurden die Forschungen auch in den Nachtstunden durchgeführt.

„Man hört die Rufe der Amphibien besser“, erklärt dazu Mirko Selleng von der Studentengruppe.

Am Ende des Projektes schrieben die Forscher dazu einen Bericht über 140 Seiten.

Als Resultat sei jetzt schon zu sagen, dass die alte Bode als sogenanntes Hufeisen am stärksten verlandet sei.

Die Feldlache dagegen sei in einem besseren Zustand und bedürfe damit eines wesentlich geringeren Sanierungsaufwandes, erklärt Studentin Nancy Manke.

Biotopgewässer zwischen Nienburg und Altenburg: Im Januar wird das Projekt ausgewertet

Im Januar kommenden Jahres soll das Projekt dann offiziell ausgewertet werden. Einen neuen Impuls erhoffen sich damit auch die Angler bei der Unterstützung der Gewässersanierung.

„Denn Naturschutz findet nicht nur im Internet statt“, stellt Reiner Lücke klar.

An der Reinigungsaktion beteiligten sich die Studenten aus freien Stücken, denn auch ihnen sei der Naturschutz eine Herzensangelegenheit.

Ebenso auch Landwirt Volker Bosse, der mit seinem Radlader für die Müllentsorgung Verantwortung übernahm.

Der Müll konnte zudem kostenlos auf der Deponie Latdorf entsorgt werden. Und um der ganzen Aktion noch einen gemeinschaftlichen Abschluss zu geben, wurde im Nienburger Anglerheim gemeinsam Mittag gegessen. (mz)

Landwirt Volker Bosse stellte einen Radlader zur Verfügung.
Landwirt Volker Bosse stellte einen Radlader zur Verfügung.
Nicklisch