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Immobilien-Auktion Bahnhof in Güsten versteigert: Familie aus dem Raum Stuttgart möchte das Gebäude wieder mit Leben erfüllen

Von Ingmar Höfgen 10.03.2019, 09:55
Der Bahnhof in Güsten hat einen neuen Besitzer. Das Objekt ist in dieser Woche versteigert worden.
Der Bahnhof in Güsten hat einen neuen Besitzer. Das Objekt ist in dieser Woche versteigert worden. Engelbert Pülicher

Berlin/Güsten - In das leerstehende Güstener Bahnhofsgebäude könnte in den nächsten Monaten wieder neues Leben einziehen. Steffi Allgaier ersteigerte den Backsteinbau am Donnerstag in Berlin für 29.000 Euro. Sie will das Haus wieder öffnen und nutzbar machen.

Die treibende Kraft, das fast 135 Jahre alte Haus zu kaufen, war dabei Steffi Allgaiers bahnbegeisterter Sohn Tim. Gemeinsam hatte sich die im Raum Stuttgart wohnende Familie das Gebäude vor der Auktion angesehen, soweit es möglich war. „Es ist ein schönes altes Gebäude“, sagt Tim, der 14 Jahre alt ist und in seiner Freizeit viel mit Eisenbahnen zu tun hat.

Er hilft bei der örtlichen Museumsbahn mit und lässt auf einer H0-Anlage die Züge rollen. Der 14-Jährige hat auch viele Ideen, was sich dort alles tun könnte. Zuerst würde er gern den Durchgang zu den Gleisen wieder öffnen, der seit 2015 versperrt sei.

1.000 Quadratmeter Nutzfläche im Hauptgebäude

Hinten im Gebäude gebe es zwei relativ große Räume, die sich für Veranstaltungen eignen könnten. „Vielleicht auch ein Café oder ein Restaurant“, sagt Tim. Platz wäre jedenfalls: Die Nutzfläche wird im Exposé auf etwa 1.400 Quadratmeter geschätzt, davon etwa 1.000 Quadratmeter im Hauptgebäude und 400 im Flachbau.

Die baulichen Herausforderungen sind aber nicht zu unterschätzen. Was an denkmalgeschützten Gebäude zuerst gemacht werden müsste? „Das Dach dicht“, sagt Steffi Allgaier nachdrücklich. Folgt man dem Exposé, dann ist auch einer der Schornsteine verschlissen, sind Fenster und Türen durch Vandalismus beschädigt worden.

Auch Sanitär und Elektro-Anlagen müssen erneuert werden. Der Denkmalschutz dürfte zu allen Baumaßnahmen eine Meinung haben. Aber es gebe auch Fördermittel, sagt die 47-Jährige. Und dank der Klinkerfassade werde auch kein besonderer Putz oder Farbton der Wände vorgeschrieben.

Steffi Allgaier waren die einzige Interessentin bei Versteigerung

Weshalb sich die Allgaiers für das Bahnhofsgebäude ausgerechnet in Güsten interessierten, das habe auch einen finanziellen Aspekt. In ihrer Heimat sind solche Häuser nicht mehr zu finden, oder wenn, dann nur wesentlich teurer. Bei der Versteigerung blieben sie die einzigen Interessenten, die auch die Hand hoben – und bekamen ihn sogar für das Mindestgebot.

Auktionator Carsten Wohlers hielt noch kurz inne, ehe er um 13.58 Uhr „zum Dritten“ den Hammer aufs Pult knallte – und ein „Herzlichen Glückwunsch!“ folgen ließ.

Zusätzlich zum Kaufpreis muss Steffi Allgaier noch 11,9 Prozent Courtage für das Auktionshaus, fünf Prozent Grunderwerbssteuer sowie die Notarkosten berappen. Das ist aber immer noch deutlich weniger Geld, als ursprünglich vom bisherigen Eigentümer gefordert.

Denn bis vor kurzem sei für den Güstener Bahnhof im Internet noch 155.000 Euro gefordert worden. Wann sie sich ein Bild vom Gebäude-Inneren machen können, wussten Familie Allgaier unmittelbar nach der Auktion noch nicht. Erst danach dürfte sich auch klären, was dort baulich möglich ist – über das bestehende Baurecht gab es im Exposé, anders als in den meisten Fällen, keine Angaben oder Hinweise. (mz)