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3. Handball-Liga 3. Handball-Liga: Viele Faktoren passen nicht

Von carsten roloff 02.03.2015, 14:08
Im Derby ging es teilweise heftig zur Sache. Hier diskutieren Dessaus Daniel Schmidt (rechts) und Bernburgs Frank Grohmann direkt vor den Augen des Schiedsrichters.
Im Derby ging es teilweise heftig zur Sache. Hier diskutieren Dessaus Daniel Schmidt (rechts) und Bernburgs Frank Grohmann direkt vor den Augen des Schiedsrichters. hartmut bösener Lizenz

dessau - Mit hängenden Schultern liefen die Bernburger Handballer nach dem Abpfiff des Prestigeduells aus, während ihre Dessauer Rivalen vor 1665 Zuschauen in der Anhalt-Arena enthusiastisch ihren 27:23 (11:11)-Erfolg feierten. Dazu hatte der DRHV allen Grund. Denn zum ersten Mal seit dem 1. November 2008 verloren die Bernburger gestern Abend ein Auswärtsspiel in der Muldestadt.

„Wir haben uns gefreut, dass ein Zweitliga-Gespann diese Partie pfeift. Doch was die Referees in den letzten zehn Minuten geboten haben, ging gar nicht. Solche Heimschiedsrichter wünsche ich mir auch einmal in Bernburg“, war nicht nur Bernburgs Sportlicher Leiter Enrico Nefe nach dem Abpfiff bedient.

Verdient gewonnen

Es lag jedoch nicht nur an den Referees, die 50 Minuten lang eine überzeugende Vorstellung ablieferten, dass der ehemalige Assistent Christian Pöhler seinem früheren Chef bei Concordia Delitzsch, Uwe Jungandreas, nach dem Abpfiff gratulieren musste. „Die Dessauer haben verdient gewonnen, weil sie in der entscheidenden Phase die wichtigen Tore gemacht haben. Das haben wir nicht geschafft. Während der Gegner von allen Positionen Torgefahr ausgestrahlt hat, ist uns dies besonders im mittleren und halblinken Rückraum leider nicht gelungen“, nannte der Bernburger Coach einen von mehreren Gründen für diese schmerzhafte Niederlage.

Arseniy Buschmann erwischte einen gebrauchten Tag, erzielte nur ein Tor aus dem Feld. Steffen Cieszynski, der nach seinem Ermüdungsbruch im linken Schienbein erst sein zweites Spiel bestritt, hatte eine zu hohe Fehlerquote. „Ich bin noch nicht bei 100 Prozent. Aber den Pass an den Mann zu bringen, dazu sollte es eigentlich auch so reichen“, nahm der Torjäger die Niederlage zum Teil auch mit auf seine Kappe.

Trotz dieser Handicaps und des Fehlens von Abwehrchef Andreas Steinbrink und Rechtsaußen Martin Hoffmann hielten die Gäste das Geschehen lange offen. In der 34. Minute sorgte Martin Hoffmanns Vertreter Robin Hoffmann, der auf dem rechten Flügel eine starke Vorstellung bot, jedoch für die letzte Führung des SV Anhalt (14:13).

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Beim Stand von 15:15 (41.) beschwerte sich Pöhler sehr lautstark über eine strittige Zeitstrafe gegen Robin Hoffmann, sah dafür die gelbe Karte, stellte aber seinen Protest nicht ein und bettelte förmlich um zusätzliche zwei Minuten. „Das habe ich mit Absicht gemacht. Ich wollte die Mannschaft wachrütteln“, so der Coach. Der Schuss ging jedoch nach hinten los. Der DRHV nutzte die doppelte Überzahl zur 18:15-Führung (43.). Trotzdem steckten die Bernburger nicht auf, glichen durch Enrico Lampe zum 19:19 (45.) aus. Doch der Linksaußen nutzte die große Chance zur Führung nicht und scheiterte kurz darauf mit einem Konter an Keeper Frederico Sincich – ein Knackpunkt in dieser Partie, wie die zwei verworfenen Siebenmeter von Buschmann und Cieszynski. „Wären wir noch einmal in Front gezogen, hätten wir die zweite Luft bekommen“, sagte Pöhler. Zwischen der 49. und 52. Minute beförderten sich die Gäste mit drei Ballverlusten in Serie auf die Verliererstraße. Ein ganz bitteres Fehlabspiel leistete sich Keeper Franz Flemming, der den DRHV-Linksaußen Marek Vanco übersah, der diesen Fauxpas zum 22:20 (53.) nutzte. Danach beendete Pöhler den kurzen Aufenthalt seines zweiten Schlussmanns und stellte Artur Gawlik wieder in die Kiste, der jedoch nur eine durchschnittliche Leistung bot.

Die Bernburger warfen alles in die Waagschale, um das Ding noch einmal zu drehen, hatten aber nicht nur den DRHV und die Zuschauer gegen sich. Die Referees Martin Thöne und Marijo Zupanovic schickten innerhalb von einer Minute nacheinander Frank Grohmann, Enrico Lampe und Robin Hoffmann auf die Strafbank. Mit nur drei Feldspielern auf der Platte konnten die Gäste die Niederlage nicht verhindern.

„Es hat bis zur 55. Minute gedauert, ehe wir das Spiel in den Griff bekommen haben. Es war ein großer Kampf von beiden Teams. Bernburg hat sich mit Händen und Füßen gewehrt. Wir waren aber den kleinen Tick besser und etwas zielstrebiger“, lautete das Fazit von Dessaus Trainer Jungandreas, der sich mit seinem ehemaligen Kollegen nach dem Abpfiff im VIP-Raum noch eine ganze Weile angeregt über die Derby-Minuten unterhielt.

Dessau: Sincich, Hoffmann (bei drei Siebenmetern); Pavlicek (7/3), Schöne, Breu, Donath (1), Vanco (4), Lux (6), Sliwka (5), Krug, Schmidt, Hüls (4)

Bernburg: Gawlik, Flemming; Ciesznyski (4/1), Kraft (2), Pulay (4), Lampe (2), R. Hoffmann (5), Ackermann, Grohmann (2), Buschmann (3/2), Stiebler (1), Pajung

Schiedsrichter: Thöne/Zupanovic (Berlin) – Zuschauer: 1665 - Strafminuten: 16:20 – Rote Karte: R. Hoffmann (56., dritte Zeitstrafe) - Siebenmeter: 4/3:5/3 - Beste Spieler: Pavlicek, Lux – R. Hoffmann (mz)