Sachsen Sachsen: In Görlitz ticken die Uhren richtig
Görlitz/MZ. - Er war vom Schmutz der vergangenen Jahre befreit und pünktlich um 12 Uhr enthüllt worden. Der Stein soll stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden - und auch den ein oder anderen Touristen mehr nach Görlitz locken.
In Europa liegen fünf Städte auf dem 15. Meridian: Montala in Schweden, Gudhiem in Dänemark, das österreichische Gmünd, Cantania auf Sizilien sowie eben Görlitz. In 42 Ländern ist die Görlitzer MEZ Amtszeit. Unter anderem in Kamerun, Nigeria, Kongo, Libyen oder Angola. Die Differenz der MEZ zur Weltzeit - Greenwich Mean Time - beträgt eine Stunde.
Durch Greenwich in England verläuft der so genannte Null-Meridian. Vertreter von 25 Nationen hatten während einer internationalen Konferenz in Amerika im Oktober 1884 beschlossen, den Nullmeridian auf Greenwich zu setzen und die Erde in 24 Stundenzonen von jeweils 15 Längengraden aufzuteilen. Aus diesem Grunde wurde am 1. April 1893 kraft Reichsgesetzblatt in Deutschland die "Zonenzeit" als Einheits- und mitteleuropäische Zeit eingeführt. Seither führt durch Görlitz der 15. Längengrad.
In Görlitz halten Lars Duve und Uwe Köhler vom Koordinierungsbüro "!5. Meridian" die Fäden in der Hand. "Wenn die fast 1 000-jährige Metropole den Zuschlag als Kulturhauptstadt Europas 2010 an Essen abgeben musste, machen wir eben etwas anderes. Jetzt erst recht", so Lars Duve selbstbewusst, der damit die Görlitzer hinter sich weiß.
1961 war eine Weltkugel aus Sandstein vor der Görlitzer Stadthalle aufgestellt worden. Es war das Jahr, als der russische Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch durchs Weltall flog und alle Meridiane der Erde überquerte. Bevor Lars Duve mit seinem Verein das Projekt in Görlitz startete, hatte er sich in Greenwich umgesehen: "Dorthin kommen jedes Jahr etwa 1,5 Millionen Besucher. Wenn wir in unserer Stadt mit dem 15. Meridian nur zehn Prozent davon hätten, wäre das ein voller Erfolg."