Sachsen Sachsen: Dresdner Wohnungskäufer kündigt Mieterhöhungen an
Dresden/MZ. - Denn der neue Besitzer kündigte erstmals teils kräftige Mieterhöhungen an.
In Einzelfällen müssen Mieter bis zu 15 Prozent mehr Kaltmiete bezahlen. Betroffen sind vor allem Bewohner kleinerer Plattenbauwohnungen, unter anderem im Arbeiterviertel Prohlis. Dort sollen auch jene Mieter tiefer in die Tasche greifen, deren Häuser eigentlich bereits auf der Abrissliste stehen.
Während Kritiker der Privatisierung sich bestätigt sehen, wirken manche Verkaufsbefürworter überrumpelt. "So einen Umgang mit den Mietern haben wir nicht gewollt", heißt es bei der CDU. Und die Stadtspitze sieht sich im Zugzwang. Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) forderte vom neuen Eigner eine Stellungnahme.
Lücken genutzt?
Viele Stadträte werfen dem neuen Eigner vor, er nutze jede Lücke in der einst ausgehandelten Sozialcharta. "Auch wenn die Mieterhöhungen formell richtig sind, kann man so nicht vorgehen", sagt Christine Ostrowski von der Linkspartei.
Die zur inzwischen börsennotierten Gagfah Group gehörende Woba kann die Aufregung hingegen nicht verstehen. "Die Anpassung bewegt sich im Rahmen der beim Verkauf vereinbarten Charta", sagt ein Sprecher. Im Übrigen würden die Mieten nur bei sieben Prozent aller Woba-Wohnungen und zudem im Schnitt lediglich um drei Prozent angehoben.
Das wird kaum jene trösten, die nun zur Kasse gebeten werden. So müssen etliche Mieter von 48-Quadratmeter-Wohnungen im Stadtteil Prohlis statt 166,39 Euro von April an 190,95 Euro Kaltmiete zahlen. Tatsächlich steht in der Sozialcharta zwar eine Obergrenze für zulässige Mieterhöhungen, die bei lediglich drei Prozent über dem Verbraucherindex liegt. Diese Grenze bezieht sich allerdings auf den gesamten Bestand.
167 000 Wohnungen
Der Gagfah-Sprecher betont, dass die Mieten auch nach der Erhöhung in jedem Fall noch deutlich unter der Obergrenze der ortsüblichen Vergleichsmiete lägen. Die Gagfah ist nach eigenen Angaben mit rund 167 000 Wohnungen bundesweit die größte börsennotierte Wohnimmobiliengesellschaft.
Der Verkauf des kompletten kommunalen Bestandes mit rund 48 000 Wohnungen war in Dresden von Anfang an heftig umstritten: Die Mieten in der Stadt würden steigen, hatte etwa der Deutsche Mieterbund gewarnt.