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Sachsen Sachsen: Babyleiche lag im Kleidercontainer

19.01.2011, 13:44
Ein Altkleidercontainer
Ein Altkleidercontainer dpa-Zentralbild

Schwarzenberg/dpa. - Schrecklicher Fund im Erzgebirge: Ineinem Kleidercontainer in Schwarzenberg ist am Mittwochmorgen eineBabyleiche entdeckt worden. Die Polizei geht von einem Verbrechenaus. Der neugeborene Junge habe in einem Plastikbeutel gesteckt.Hinweise zu den Todesumständen erwarteten sich die Ermittler voneiner Obduktion noch am Mittwoch in der Gerichtsmedizin Chemnitz.Über deren Ergebnisse soll die Öffentlichkeit frühestens amDonnerstagmorgen informiert werden, hieß es weiter.

Gefunden hat die Leiche ein 34 Jahre alter Mitarbeiter einerRecyclingfirma, der den Altkleidercontainer im Ortsteil Sonnenleithekurz nach 9.00 Uhr entleeren wollte. Der Mann habe besonnen reagiertund sofort nach seiner Entdeckung die Polizei angerufen, sagtePolizeisprecherin Anett Münster. Zu Besonderheiten des Beutels wolltesie «aus ermittlungstaktischen Gründen» nichts sagen. DerAltkleidercontainer wurde zur weiteren Spurensicherung ins örtlichePolizeirevier gebracht.

Von der Obduktion versprechen sich Polizei und Staatsanwaltschaftauch Aufschluss über den Todeszeitpunkt. Dem Anschein nach sei derJunge «nicht schon vor Monaten geboren» worden, so diePolizeisprecherin. Wann er weggeworfen wurde, blieb vorerst offen.Der an einem Einkaufsmarkt in einem Neubaugebiet gelegene Containerwurde von einer Textilrecyclingfirma laut Münster «das letzte Mal inder ersten Januarwoche geleert» - und damit etwa 14 Tage vor demgrausigen Fund.

Schwarzenberg zählt mit insgesamt etwa 19 000 Einwohner zu dengrößeren Orten im Erzgebirge. Oberbürgermeisterin Heidrun Hiemer(CDU) sagte nach Bekanntwerden des Fundes der Nachrichtenagentur dpa,sie sei «schockiert» und «erschüttert». Zugleich warnte sie vor einerVorverurteilung der Einwohner des Plattenbaugebiets Sonnenleithe.«Ich hoffe sehr, dass es niemand aus Schwarzenberg war», fügte Hiemermit Blick auf die noch ausstehenden Ermittlungsergebnisse hinzu. IhrParteifreund, der örtliche Landtagsabgeordnete Alexander Krauß (CDU),geht derweil davon aus, dass die Eltern des Jungen bestehendeBeratungsmöglichkeiten nicht genutzt hätten. Es gebe Hilfsangebote,die «leider noch zu wenig bekannt» seien.

Vor knapp drei Jahren war im Erzgebirge schon einmal einneugeborener Junge im Müll «entsorgt» worden: Im April 2008 war derLeichnam in einer Müllsortieranlage in der Gemeinde ThermalbadWiesenbad bei Annaberg-Buchholz entdeckt worden. Die zur Tatzeit 17Jahre alte Kindsmutter wurde später wegen Totschlags zu einerJugendstrafe von drei Jahren verurteilt.