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Sachsen Sachsen: Auf zur Goldwäsche!

Von Heiko Kunzmann 20.04.2010, 08:17

Dresden/Limbach/ddp. - Kies und Steinchen haben sich in derschwarzen tellergroßen Waschpfanne schon abgesetzt, doch Tabea Kreherschwenkt sie noch einen Augenblick hin und her. Dann zeigt sie aufein paar nicht mal stecknadelkopfgroße Blättchen, die im Wasserblinken: «Das ist etwas Goldflitter, im Schnitt etwa 0,3 bis 0,4Milligramm», erklärt sie. Der Sand stammt aus dem Flüsschen Göltzschnahe dem kleinen Ortsteil Buchwald der Gemeinde Limbach im Vogtland.Schon vor 600 Jahren wurde hier das Edelmetall gewonnen. Ab Mai darfin dem Bach erstmals seit Jahrzehnten wieder an zwei Stellengewerblich Gold gewaschen werden.

Das ist nach Angaben von Tabea Kreher einmalig in Sachsen. Sie undihr Mann Sven vom örtlichen Goldmuseum führen vor, wie man mit derWaschpfanne und -rinne umgeht, und lassen die Besucher auch selbstwaschen. Vor zwei Jahren haben sie eine entsprechende Genehmigungbeantragt: «Wir hatten dazu mit etwa 40 Behörden Kontakt, doch jetztgeht es los», erzählt Sven Kreher.

Der Vogtländer, der sich für Mineralien und Gesteine interessiert,ging erstmals vor zwölf Jahren selbst Gold waschen: Eine alte Karteder Region, in der etliche Goldwaschstellen eingezeichnet waren, warder Auslöser. Gleich beim ersten Ausflug hatte Kreher Finderglück.Ihm fiel auch der wohl größte neuzeitliche Goldfund in Sachsen in dieHände: Aus einem Seitenbach der Göltzsch fischte er im Juni 1999 ein2,263 Gramm schweres Stück des Edelmetalls - fast ein richtigesNugget. «Ich war allein unterwegs, bin deshalb mit dem Fund zu einemApotheker gegangen, der den Stein gewogen hat», erzählt Sven Kreher.Und das Interesse am Edelmetall wächst spürbar: «Es rufen vieleInteressenten an, die beim Goldwaschen mitmachen wollen», sagt TabeaKreher.

Auch an anderen Stellen in Sachsen wird gewaschen, auch dorthoffen Neugierige und Hobby-Mineralogen auf einen Fund. In derLausitz etwa führen etliche Wasserläufe das gelbe Metall mit sich -im Sand versteckt als Staub, Flitter oder in winzig kleinen Körnchen.Die Konzentrationen und die insgesamt gewinnbaren Goldmengen sindjedoch stets sehr gering: «Sie erreichen in den meisten Fällen nichteinmal 100 Milligramm pro Tonne», sagt der Geologe Uwe Lehmann vomLandesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.

Neben dem sogenannten Seifengold in den Flüssen taucht dasbegehrte Metall auch unter Tage im Gestein auf. Doch schnellenReichtum bieten all diese Vorkommen nicht. «Die Lagerstätten inSachsen nur im Hinblick auf ihren Goldinhalt abzubauen, wäre nichtbesonders wirtschaftlich», sagt der Geologe. Eine Förderung würdemehr Geld kosten, als sie einbringt. Wohl das meiste Gold lagert imVogtland im Raum Gottesberg, in einem relativ großen Zinn- undKupfervorkommen. Circa 800 Kilo könnten dort wahrscheinlich aus demErz gewonnen werden, sagt Lehmann.

Wirtschaftlich bedeutend könnte jedoch das Edelmetall sein, dasdie relativ großen Lagerstätten von Sand- und Kiessand im sächsischenGebirgsvorland bergen. «Dort tritt stets Gold auf», erklärt derGeologe. Da in Sand- und Kieswerken viele Kubikmeter Materialabgebaut würden, könne auch das Nebenprodukt Gold - trotz seinerrelativ geringen Konzentrationen - in der Summe möglicherweisewirtschaftlich interessant sein. Lehmann ist sich jedoch sicher:«Kies abbauen, nur um an Gold zu kommen, ist auch in diesen Fällennicht wirtschaftlich.» Viele Kieswerke - auch zwei sächsische -testen technische Verfahren und experimentieren, ob sich mit geringemAufwand nicht etwas Edelmetall gewinnen lässt. Offiziell gesprochenwird darüber nicht.

Für Sven Kreher hat die Goldsuche im Bach vor allem einen Reiz:«Man erlebt die Natur ganz nahe, das Waschen hat eine gewisseRomantik und ein eigenes Flair, das weitaus mehr wiegt als dermaterielle Wert der gefundenen Körnchen», sagt der Vogtländer. Einbisschen sei es wie Pilze sammeln, fügt seine Frau Tabea hinzu. «Manmuss die Plätzchen kennen, wo das Seifengold vorkommen kann.» Dasseien vor allem Stellen mit Strömungsunterschieden, wo die weitausdichteren und schwereren Goldteilchen einfacher auf den Grund sinkenkönnen. Gold waschen sei einfach, sagt Tabea Kreher. Man könne essich leicht bei anderen Wäschern abgucken.