Entwicklung der Bausparverträge Weniger Bausparer, aber höhrere Sparsummen
Die Zahl der Bausparverträge in Sachsen-Anhalt ist stark gesunken. Jedoch sparen Kunden höhere Summen an. Experten verraten, wofür Kunden immer häufiger das Geld nutzen.

Halle/MZ. - Sich später mal was leisten können – eine eigene Wohnung oder sogar ein Haus. Auch in Sachsen-Anhalt führte dieser Wunsch zu vielen Bausparverträgen. Aber der Boom ist vorbei: Im Land sinkt seit Jahren die Nachfrage. Gleichzeitig ist allerdings die Bausparsumme in den vergangenen 20 Jahren enorm gestiegen. Das zeigen die Daten der Landesbausparkasse Nordost AG (LBS) und des Verbandes der Privaten Bausparkassen (VDPB).
Bausparen: Anspruch auf Darlehen nur bei Kreditwürdigkeit
Bei der LBS hat sich die Zahl der Bausparverträge in Sachsen-Anhalt seit 2004 um 31 Prozent reduziert. Derzeit laufen bei der Bank 165.394 Verträge. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Bausparsumme der LBS im Land insgesamt um 49 Prozent. Die durchschnittliche Kreditsumme der Kunden lag im vergangenen Jahr bei rund 72.000 Euro.
Wer einen Bausparvertrag abschließt, zahlt in der Sparphase monatlich Geld ein. Damit sammelt die Person einen Teil der sogenannten Bausparsumme, die aus einem Sparanteil und einem Darlehensanteil besteht. Wenn ein Mindestguthaben erreicht wurde, bekommt die Person das Darlehen von der Bausparkasse geliehen.
„Diesen Anspruch haben sie aber nur, wenn Sie kreditwürdig sind“, sagt Yvonne Röhling von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Das wüssten viele Verbraucher nicht. Die Referentin für Finanzdienstleistungen berät unabhängig potenzielle Bausparer, aber auch Härtefälle, bei denen es Probleme mit dem Vertrag gibt.
Fokus liegt auf der Baufinanzierung, vor allem Modernisierungen
Einen Rückgang der Verträge beobachtet auch der VDPB, zu dem unter anderem die Bausparkassen Schwäbisch Hall und Wüstenrot gehören. Bei diesen privaten Banken sank die Zahl der neuen Bausparverträge in den vergangenen 20 Jahren, bei denen die Abschlussgebühr voll eingezahlt wurde, sogar um rund 70 Prozent.
Die durchschnittliche Bausparsumme hat sich jedoch mehr als verdoppelt. Waren es 2004 noch rund 21.000 Euro, sind es 2023 fast 49.000 Euro gewesen, die Bausparer anstrebten. „Bausparverträge bleiben nachgefragt“, resümiert Holger Schramm, Pressesprecher der LBS Nordost.
Die steigenden Bausparsummen zeigten, „dass sich das Bausparen bei den Kunden mehr auf die Baufinanzierung und weniger auf das Sparen fokussiert“, erklärt Schramm. Das habe weniger kleine Sparverträge zur Folge. In der Niedrigzinsphase hätten diese nachgelassen.
Die höheren Bausparsummen würden für Modernisierungen und Investitionen im Rahmen der Heizwende genutzt werden, sagt Schramm. Das bestätigt der Verband der privaten Bausparkassen. Die Kunden fragten das Produkt immer stärker als festen Baustein einer Finanzierung nach, heißt es vom VDPB.
Feste Zinsen im Bausparvertrag
Das Konzept des Bausparens habe Vor- und Nachteile, erklärt Röhling von der Verbraucherzentrale. „Pauschal verurteilen würde ich das Bausparen nicht, aber man muss wissen, dass man für das Bausparen eine Zinswette abschließt.“ Denn bei Vertragsabschluss legt der Bausparer die Konditionen für das Darlehen fest.
Wer den Vertrag bei niedrigen Guthabenzinsen beginnt, hat vielleicht weniger Gewinn für sein Erspartes als er etwa beim Tagesgeld bekommen würde, hat aber gegebenenfalls auch niedrigere Zinsen beim Darlehen als bei einem Kredit. Die Wette ist somit, dass die Zinsen zum Vertragsabschluss für den Verbraucher günstiger sind als in der Zukunft.
Zum Vertrag komme eine Abschlussgebühr von ein bis zwei Prozent der Bausparsumme hinzu. „Ob sich ein Bausparvertrag lohnt, kann man nur sagen, wenn man das individuell prüft“, sagt Röhling. Manchmal sei ein Kredit mit gleichbleibenden Raten die bessere Alternative.