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Änderung im Mediengesetz Weil die Mehrheit noch immer analog hört - Sachsen-Anhalt will UKW-Abschaltung kippen

Ende 2025 sollte die Ausstrahlung von analogem Radio per Ultrakurzwelle (UKW) enden. Jetzt will die Magdeburger Koalition diese Regelung streichen - wer davon profitiert.

Von Hagen Eichler 22.01.2024, 14:00
Läuft und läuft und läuft: Radio mit eigeschaltetem UKW-Sender.
Läuft und läuft und läuft: Radio mit eigeschaltetem UKW-Sender. (Foto: imago images/Arnulf Hettrich)

Magdeburg - Sachsen-Anhalt wollte Vorreiter sein: Bis 2010, so schrieb es der Landtag ins Gesetz, sollte die Radioausstrahlung über Ultrakurzwelle (UKW) eingestellt sein. Die Zukunft gehöre dem Digitalradio, hieß es zur Begründung. Zweimal wurde die Abschalt-Frist seither verschoben – jetzt soll sie ganz vom Tisch.

Das aktuell gültige Landesmediengesetz erlaubt UKW-Sender noch bis zum Jahresende 2025. Eine vom Kabinett beschlossene Novelle streicht den Passus nun ersatzlos. Zur Begründung heißt es, bis heute nutze „der überwiegende Bevölkerungsteil“ UKW – das müsse man berücksichtigen. Am Freitag berät der Landtag über die Novelle.

Fast jeder Haushalt hat mindestens ein analoges Radio

Tatsächlich hören noch immer 53 Prozent der Deutschen Radio am liebsten mit klassisch analoger Technik, lediglich 13 Prozent bevorzugen den Digitalstandard DAB+. Zwar steigt die Zahl der modernen Geräte Jahr für Jahr leicht an, vor allem durch die Pflicht zum Einbau in neue Autos. Aktuell besitzt jeder dritte Haushalt einen Digitalempfänger. Gleichzeitig ist analoge Radiotechnik aber in 86 Prozent der Haushalte vorhanden.

Vor allem die Privatsender – in Sachsen-Anhalt sind das Radio SAW, Radio Brocken, 89.0 RTL und Rockland – wollen auf den herkömmlichen Verbreitungsweg auf keinen Fall verzichten. Für sie stehe ihr Geschäftsmodell auf dem Spiel, erklärt Martin Heise von der Landesmedienanstalt. „Bei UKW lässt sich die Zahl der Zuhörer sehr gut messen. Die Werbewirtschaft liest daran ab, wie viele Hörer sie erreichen kann“, sagt Heise.

Den Privatsendern spült UKW viel Geld in die Kasse

Zudem gebe es die Sorge, dass sich Zuhörer beim Umstieg auf Digitalradio angesichts der riesigen Auswahl an Sendern und Streamingdiensten neu orientieren und ihrem Regionalsender den Laufpass geben. „UKW ist daher für die Privaten essenziell“, sagt der hallesche Medienexperte.

Der MDR, der bei DAB+ ein deutlich dichteres Sendernetz hat, will die von Sachsen-Anhalt geplante Verlängerung von UKW auf Anfrage nicht bewerten. Auch auf die Frage, wie viele Hörer die MDR-Radioprogramme digital und wie viele sie analog verfolgen, schweigt die Pressestelle. Aus dem MDR-Management ist zu hören, dass die UKW-Ausstrahlung erhebliche Kosten verursacht. Beim MDR übersteigen die Ausgaben die Einnahmen, er hat deshalb ein millionenschweres Sparprogramm aufgelegt.