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Vorläufige Dienstenthebung Uni Halle trennt sich von dem bekannten Virologen Kekulé

Die Hochschule in Halle spricht eine „vorläufige Dienstenthebung“ für den deutschlandweit bekannten Virologen Alexander Kekulé aus. Hintergrund ist offenbar Kritik an seiner Lehrtätigkeit. Kekulé selbst spricht von einem „politischen Verfahren“.

Von Walter Zöller Aktualisiert: 22.12.2021, 18:47
Alexander Kekulé tritt regelmäßig in Talkshows auf, hat im MDR einen erfolgreichen Corona-Podcast und beantwortet im Radio mehrfach in der Woche  Fragen.
Alexander Kekulé tritt regelmäßig in Talkshows auf, hat im MDR einen erfolgreichen Corona-Podcast und beantwortet im Radio mehrfach in der Woche Fragen. picture alliance / dpa

Halle (Saale)/MZ - Einer der bekanntesten deutschen Virologen darf bis auf Weiteres nicht mehr an der Martin-Luther-Universität Halle tätig sein: Rektor Christian Tietje hat eine „vorläufige Dienstenthebung“ für Alexander Kekulé ausgesprochen, der an der Uni eine Professur inne hat. Hintergrund ist ein Disziplinarverfahren. Das in dieser Form gegen einen Professor vorgegangen wird, kommt selten vor. Kekulé kündigte am Abend im Gespräch mit der MZ rechtliche Schritte an.

Der Virologe hatte als einer der ersten Wissenschaftler in Deutschland vor den Gefahren des Coronavirus gewarnt. Er ist neben Christian Drosten und Hendrik Streeck einer der bekanntesten Virologen, die sich zu Corona-Fragen äußern. Er tritt regelmäßig in Talkshows auf, hat im MDR einen erfolgreichen Podcast und beantwortet im Radio mehrfach in der Woche Fragen.

Hat Alexander Kekulé seine Lehrverpflichtungen erfüllt?

Bekannt wurde der Schritt des Uni-Rektors am Dienstag in einem Brief, den der Ärztliche Direktor der Uniklinik, Thomas Moesta, und der Dekan der Medizinischen Fakultät, Michael Gekle, an alle rund 50 Klinikdirektoren geschrieben haben und der der MZ vorliegt. Darin heißt es, die Entscheidung des Rektors werde „im Interesse einer bestmöglichen Krankenversorgung vollständig von uns unterstützt“. Zudem wird erläutert, wie die Interimsleitung des Instituts für Medizinische Mikrobiologie aussieht, dessen Leiter Kekulé seit rund 20 Jahren ist. Die Gründe, die zur vorläufigen Dienstenthebung Kekulés geführt haben, werden in dem Brief nicht genannt. Moesta und Gekle bitten vielmehr die Klinikdirektoren um Verständnis, dass man zu einem laufenden Verfahren keine weiteren Informationen geben könne.

Nach MZ-Informationen geht es in dem Disziplinarverfahren unter anderem um das Lehrdeputat, das jeder Professor und somit auch Kekulé zu erfüllen hat. Gemeint ist damit die Unterrichtsverpflichtung, die ein Hochschullehrer mit seiner Berufung neben der Pflicht zur wissenschaftlichen Arbeit eingeht. Gegenstand einer Prüfung ist offenbar unter anderem die Frage, in welchem Umfang Kekulé Lehrangebote gemacht hat und ob diese auch alle so stattfanden. Das gilt auch für die Zeit während des Corona-Lockdowns, als die Lehre virtuell erfolgte. Geprüft wird offenbar in diesem Zusammenhang auch eine Vorlesungsveranstaltung im Sommersemester.

Kekulé spricht von einem „politischen Verfahren“

Wie zu erfahren war, hat der Uni-Rektor für das Disziplinarverfahren einen Ermittler eingesetzt. Der soll zu dem Schluss gekommen sein, die gegen Kekulé erhobenen Vorwürfe seien so schwerwiegend, dass weitere Schritte eingeleitet werden müssen. Die vorläufige Dienstenthebung ist demnach ein solcher.

Das Rektorat wollte sich am Dienstag zu dem Vorgang nicht äußern. „Wir kommentieren prinzipiell keine Personalangelegenheiten“, sagte Sprecherin Manuela Bank. Kekulé sprach gegenüber der MZ am Abend von einem „politischen Verfahren“. Seit Jahren beschwere er sich über die mangelnde Ausstattung seines Lehrstuhls, die Uni habe Zusagen nicht erfüllt. Beim Thema Lehrverpflichtungen gehe es lediglich um ein Formular, das er möglicherweise nicht richtig ausgefüllt hat.

Kritiker aus dem Hochschulbetrieb werfen ihm seit längerem unter anderem eine mangelnde Forschungstätigkeit vor. Er habe seit Jahren kaum noch wissenschaftliche Beiträge in Fachzeitschriften veröffentlicht. Kekulé hat sich dagegen immer wieder zur Wehr gesetzt.