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Einzelhandel Stiftung kritisiert „DDR-Suppen“ von Lauchaer Firma

Unternehmen produziert Konserven mit Pionier-Dekor. Für die Stiftung Aufarbeitung ist DDR-Staatswappen das Symbol der SED-Diktatur. Was die Firma dazu sagt.

Von Lukas Philippi und Steffen Höhne 09.08.2022, 17:12
Die Soljanka mit einem Kind in Pionier-Uniform.
Die Soljanka mit einem Kind in Pionier-Uniform. dpa

Halle/EPD/MZ - Die Bundesstiftung Aufarbeitung hat den Verkauf von Konserven mit dem DDR-Staatswappen Hammer und Zirkel im Ährenkranz in ostdeutschen Rewe-Supermärkten kritisiert. Unter den Lebensmittel-Konserven gibt es etwa „Nudeln mit Tomatensauce & Jagdwurst“, „Schulküchen Soljanka“ mit einem Kind in Pionier-Uniform darauf oder eine „NVA-Feldsuppe“. Die Bundesstiftung sprach am Dienstag in Berlin von einer Verharmlosung von DDR-Unrecht. Dem Konzern warf Stiftungsdirektorin Anna Kaminsky eine verantwortungslose Haltung vor.

Der Rewe-Konzern wies die Kritik zurück. Auf den Produktetiketten seien keine verbotenen Kennzeichen zu sehen, erklärte ein Sprecher der Rewe Markt GmbH. Verpackung und Produktaufmachung liege in der Verantwortung der Lieferanten. Zudem würden die Produkte nicht nur bei Rewe, sondern auch bei anderen Lebensmitteileinzelhändlern angeboten.

Kaminsky sagte, das DDR-Staatswappen sei das Symbol der SED-Diktatur, die unter anderem am 13. August 1961 die NVA zur Absicherung des Mauerbaus eingesetzt habe. Es müsse zum erinnerungskulturellen Konsens des vereinten Deutschlands gehören, das DDR-Unrecht nicht zu verharmlosen und der Opfer des SED-Regimes würdevoll zu gedenken.

Auch gegenüber der Stiftung habe sich die Rewe-Konzernleitung für nicht zuständig erklärt, sagte Kaminsky. Die Supermärkte listeten solche Produkte „auf Wunsch der Kundschaft“. „Verpackung und Produktaufmachung“ lägen „im Verantwortungsbereich des Inverkehrbringers“, zitierte die Bundesstiftung den Handelskonzern. Rewe forderte die Stiftung auf, sich an die Lieferanten zu wenden oder an die Justiz, wenn sie einen Rechtsverstoß in den Produkten sehe.

Der Hersteller der kritisierten Produkte kommt aus Sachsen-Anhalt: Es ist die Firma MHV aus Laucha (Burgenlandkreis). Die kritisierten Suppen-Dosen sind bereits seit 2012 im Handel und werden laut Firmen-Homepage ddr-schulkueche.de auch bei Real, Edeka und Globus verkauft. Das Unternehmen teilte auf MZ-Anfrage mit: „Die Dosen sollen keine politische Botschaft verbreiten, vielmehr gehe es um Kindheitserinnerungen. Die Rezepte basierten auf der DDR-Schulküche.“ Das Unternehmen habe die Produkte in der Vergangenheit unter anderem auf der weltgrößten Ernährungsmesse „Grüne Woche“ in Berlin präsentiert. Anstoß hätten sie bei den Besuchern dort nie erregt.