Kampf um Listenplatz 1 SPD Sachsen-Anhalt wählt Karamba Diaby zum Spitzenkandidat für Bundestagswahl 2021

Magdeburg/Halle (Saale) - Der Hallenser Karamba Diaby geht als Spitzenkandidat der SPD in Sachsen-Anhalt in den Bundestagswahlkampf.
Der 59-Jährige setzte sich am Freitagabend auf einem Parteitag in Magdeburg gegen die frühere SPD-Landeschefin Katrin Budde durch.
Budde war als erklärte Favoritin der Landesspitze angetreten. Dennoch setzte sich Diaby in einer Kampfkandidatur knapp mit 57 zu 45 Stimmen durch.
Karamba Diaby wird Spitzenkandidat für Bundestagswahlkampf
Der Hallenser hatte seine Partei vor dem Wahlgang beschworen: „Welches Zeichen wollen wir heute nach außen senden?“ Er betonte: „Wenn man sich meine Wahlergebnisse in Halle anschaut, dann zeigt der Trend eindeutig nach oben. Diesen Trend möchte ich für den ganzen Landesverband nutzen.“ Er wolle im Superwahljahr 2021 als Spitze eines Teams antreten, „das alle mitnimmt“.
Budde nur noch auf Platz 2
Budde wurde auf Platz zwei der Liste gewählt - mit 86 Ja-Stimmen von 103 Delegierten. Gegenkandidaten gab es nicht. Die 55-jährige Magdeburgerin warf auf dem Parteitag ihr Engagement für ostdeutsche Interessen im Bundestag in die Waagschale.
Seit 2017 ist sie Abgeordnete in Berlin, gilt als einflussreich. Budde ist Vorsitzende des Kulturausschusses und holte in den vergangenen vier Jahren Gelder nach Sachsen-Anhalt.
SPD kämpft bei Landtagswahl 2021 um Wählerstimmen
„Mir war wirklich nicht klar, wie schwer es ist, im Bund ostdeutsche Interessen durchzusetzen“, betonte Budde in ihrer Bewerbung. „Da braucht man in der Tat gute Strippen und gute Netzwerke.“ Diabys Unterstützer hatten intern aber vor einer Spitzenkandidatur Buddes gewarnt:
Mit ihr auf Platz eins mache man den Wählern das gleiche Angebot wie bei der verlorenen Landtagswahl im Jahr 2016. Damals fuhr die SPD in Sachsen-Anhalt historisch schwache 10,6 Prozent ein. Budde hatte daraufhin ihre Posten als Fraktions- und Landeschefin abgegeben.
Felgner wirft Diaby Wortbruch vor
Auf dem Parteitag warb unter anderem der einstige Landeswirtschaftsminister Jörg Felgner für Budde. „Ja, einen streitbaren Charakter bringt sie auch mit“, sagte der Sozialdemokrat aus dem Harz - aber Politiker mit Charakter brauche diese Partei.
Felgner betonte zudem: „Es geht auch um Transparenz. Und: Stehen wir zu unseren Aussagen?“ Indirekt warf Felgner Diaby Wortbruch vor: Der Hallenser habe intern erklärt, das Votum des Landesvorstands anzuerkennen - also nicht in eine Kampfkandidatur gegen Budde zu gehen.
Diaby als Botschafter für Vielfalt
Allerdings trommelten Diabys Anhänger kräftig für den Hallenser, darunter Sozialstaatssekretärin Susi Möbbeck. Der Lebensweg des gebürtigen Senegalesen und Vollwaisen symbolisiere die sozialdemokratische Idee.
„Karamba macht noch dem letzten außerhalb von Sachsen-Anhalt klar, dass unser Land nicht einfältig, sondern vielfältig ist.“ Er sei der beste Botschafter für ein sozialdemokratisches Sachsen-Anhalt, erklärte Möbbeck.
Kröber landet auf Platz 3
Auf den ebenfalls aussichtsreichen Listenplatz drei wählte der Parteitag den 29-jährigen Martin Kröber aus Magdeburg. Bei der Wahl 2017 waren drei Abgeordnete aus Sachsen-Anhalt in den Bundestag eingezogen.
Mit dem damaligen Spitzenkandidaten Burkhard Lischka holte die SPD im Land damals 15 Prozent der Zweitstimmen. Lischka hat die Politik mittlerweile für einen Posten als Notar verlassen.
Dem scharfen Konkurrenzkampf um Platz eins konnte SPD-Co-Landeschefin Juliane Kleemann am Freitag durchaus Positives abgewinnen: Der Wettstreit werde „mit viel Empathie und Angriffsfreude“ geführt - aber alle Kandidaten hätten eine große Gemeinsamkeit: „Wir machen das, was wir machen, weil wir dieses Land voranbringen wollen“, sagte Kleemann.
Kersten auf Platz 4
Allerdings wirbelte Diabys erfolgreiche Kampfkandidatur einiges durcheinander: Weil die SPD ihre Listenplätze abwechselnd mit Männern und Frauen besetzt, war auch die restliche Empfehlungsliste der Parteispitze schnell Makulatur.
Das traf unter anderem Franziska Kersten: Die 52-Jährige wollte ursprünglich auf Platz drei kandidieren - mit Budde auf Platz zwei konnte die Frau aus der Altmark aber erst auf Platz vier antreten. Kersten schaffte es mit einem knappen Ergebnis auf diesen Listenplatz. (mz)
