Deutlich zu nass Regensommer in Sachsen-Anhalt - schon eineinhalb mal so viel Niederschlag wie normal
Es ist ein Sommer zum Abgewöhnen: Ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen bringt Niederschläge nach Mitteldeutschland - und das gerade im Ferienmonat. Bei den Temperaturen gibt es jedoch eine Überraschung.

Verkehrte Wetterwelt in Europa: Während am Dienstag in Halle die Temperaturen gerade so die 20-Grad-Marke knackten, verzeichnete Oulu, die finnische Partnerstadt der Saalestadt, hochsommerliche 28 Grad. Dabei liegt Oulu fast am Polarkreis, Halle hingegen gut 1.600 Kilometer südlicher. „Über Deutschland zieht derzeit ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen hinweg“, erklärt Cathleen Hickmann vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig die meteorologische Lage. „Da weichen die warmen Luftmassen in andere Richtungen aus – auch nach Skandinavien.“
Nicht mehr viel übrig vom Hitzesommer
Dieses eine Beispiel zeigt bereits, dass im Sommer 2025 wettertechnisch einiges durcheinandergewirbelt wird. „Das europäische Wettermodell sagte ja noch im Mai, es wird ein sehr heißer Sommer werden“, ordnete Meteorologe Dominik Jung zu Beginn der Woche in seinem täglichen Wetterbericht die Situation ein. Was wir aktuell in Deutschland erleben, sei allerdings das genaue Gegenteil. „Von einem großen Hitzesommer ist nicht mehr viel übrig geblieben.“
Statt hochsommerlicher Temperaturen und Sonnenschein gibt es vor allem viel Regen. „Der Juli war in Sachsen-Anhalt bisher schon sehr nass“, bestätigt Cathleen Hickmann. Bisher liege man bereits bei 150 Prozent über dem langjährigen Mittel – und damit in den Top Vier der feuchtesten Bundesländer. Besonders schauerlich: Wittenberg. Dort gab es bereits mehr als doppelt so viel Niederschlag wie normal. Auch Köthen (190 Prozent) oder Harzgerode (140 Prozent) liegen deutlich über dem Soll. „Nur im Süden des Landes, so etwa in Osterfeld im Burgenlandkreis regnete es bisher annähernd so viel wie im langjährigen Mittel.“

Während die Regentonnen im Juli überquellen, taten sie das im Juni jedoch ganz und gar nicht. „Auch das Frühjahr war zu trocken“, sagt Hickmann. Betrachtet man nur den bisherigen Sommer, gleichen sich die Regenmengen also in etwa aus.
Noch zu warm unterwegs
Anders ist es hingegen bei den Temperaturen. „Man mag es kaum glauben“, sagt Hickmann, „aber wir sind immer noch zu warm unterwegs.“ Der Juli, der mit Hitzetagen – zum Beispiel 38,2 Grad in Bernburg am 2. Juli – begann, liegt je nach Ort ein bis zwei Grad über dem langjährigen Mittel, das als Bezugsgröße die Jahre 1961 bis 1990 nimmt. „Wir vergessen angesichts der Hitzesommer in den vergangenen Jahren oft, dass es früher die absolute Ausnahme war, 30 Grad und mehr im Sommer zu haben“, erklärt Hickmann. Der Temperaturmix rund um die 25 Grad sei keine Ausnahme, sondern eher der Normalfall.
Darüber hinaus kann man es wohl als Wetterpech bezeichnen, dass ausgerechnet im Juli, der in Sachsen-Anhalt ein kompletter Sommerferienmonat ist, so viel Regen vom Himmel kommt – und zudem noch beliebte Urlaubsregionen wie Mecklenburg-Vorpommern oder die Alpen teils noch schlimmer vom Dauerschauer betroffen sind.
Cathleen Hickmann macht aber ein wenig Hoffnung: „Der Sommer ist ja noch nicht vorbei.“ So zeigt zumindest das europäische Wettermodell, dass es sich über Mitteldeutschland weitestgehend ausgeregnet hat. Bei den Temperaturen sieht die Prognose einen moderaten Anstieg. „Was uns dieses Jahr fehlt, ist ein stabiles Hochdruckgebiet, das dann über eine Woche hinweg blauen Himmel und Sonnenschein beschert“, sagt Hickmann. Dass sich eine solche Lage noch ausbildet, sei allerdings möglich, meint die Meteorologin und bemüht eine antike Wetterweisheit: „Wir befinden uns mitten in den Hundstagen.“ Die gelten als wärmste Zeit des Jahres, in der es regelmäßig hochsommerlich wird. „Und die Hundstage dauern noch bis zum 23. August“, so Hickmann.