Statistik der Opferberatung Rassismus häufigstes Motiv für rechte Gewalt in Sachsen-Anhalt
Die Zahl rechter Gewaltstraftaten in Sachsen-Anhalt bleibt hoch. Was das häufigste Motiv für Angriffe ist.

Halle/MZ - Die Zahl rechtsextremer Gewaltstraftaten in Sachsen-Anhalt bleibt unverändert hoch. Die Mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt registrierte im vergangenen Jahr 233 Attacken auf insgesamt 332 Betroffene, wie die Organisation am Donnerstag mitteilte. Dazu zählen unter anderem 140 Körperverletzungen und 84 Bedrohungen beziehungsweise Nötigungen.
Die Zahl letzterer Delikte hat sich im Vergleich zum Vorjahr damit verfünffacht. Allerdings ist dies laut Opferberatung auf eine veränderte Erfassung zurückzuführen. Nach bisheriger Zählweise bewegt sich die Zahl rechter Gewalttaten in etwa auf dem Vorjahresniveau (2022: 167 Delikte/2023: 163 Delikte).
Als häufigstes Motiv für rechte Angriffe nennt die Opferberatung Rassismus - mit 168 Taten, darunter 108 Körperverletzungen, ließen sich fast drei Viertel der Fälle darauf zurückführen. „Sachsen-Anhalt hat ein dramatisches, sich immer weiter verfestigendes Rassismus-Problem“, sagte Projektleiterin Antje Arndt.
Auffällig: Die Zahl queerfeindlicher Angriffe hat sich den Daten der Opferberatung zufolge gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Die Beratungsstelle registrierte 22 derartige Angriffe, der höchste Wert seit Beginn des Monitorings im Jahr 2003. Zehn Attacken standen im Zusammenhang mit Veranstaltungen zum Christopher-Street-Day (CSD), so in Halle, Dessau, Weißenfels, Stendal, Wernigerode und Schönebeck. Häufig sei zuvor in der rechten Szene dafür mobilisiert worden, so die Beratungsstelle, etwa in Weißenfels. Dort habe die rechtsextreme Partei „Der III. Weg“ Stimmung gegen die Parade gemacht.
Die von der Opferberatung vorgelegten Zahlen fallen höher aus als die in der polizeilichen Statistik. Das Innenministerium weist in seiner erst am Dienstag vorgelegten Erhebung für 2023 nur 123 rechtsmotivierte Gewaltstraftaten aus. Allerdings sind die Daten wegen unterschiedlicher Erfassungskriterien nur bedingt vergleichbar. So registriert die Opferberatung im Gegensatz zur Polizei auch Delikte, die von den Betroffenen nicht angezeigt wurden.