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Perspektiven für Sachsen-Anhalt Perspektiven für Sachsen-Anhalt: So will Haseloff junge Leute im Land halten

Von Jan Schumann 28.12.2018, 09:19
Ministerpräsident Reiner Haseloff im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung.
Ministerpräsident Reiner Haseloff im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung. Andreas Stedtler

Halle (Saale) - Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) fordert ein Umdenken in der Landespolitik und will jüngere Generationen stärker in den Blick nehmen. „Wir müssen uns heute mehr um die Erwartungen der 14- bis 40-Jährigen kümmern“, sagt Haseloff im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung.

Entscheidend sei, „dass wir aufhören, immer nur nach hinten zu gucken und nach den zurückliegenden Umbrüchen zu fragen“, so der Regierungschef. Denn Jugendliche und junge Erwachsene wüchsen heute in einem „unwahrscheinlich attraktiven Land“ auf. „Für sie müssen wir mehr machen“, so Haseloff. „Die sollen hier bleiben.“

Die Generation, auf die Haseloff nun den Fokus legt, schultert in den kommenden Jahrzehnten die Fortentwicklung des Bundeslandes: Sie arbeitet in Unternehmen und Verwaltung und muss den absehbaren Fachkräftemangel meistern. Das Problem: Aktuell gehen mehr Menschen in Rente als neu auf den Arbeitsmarkt drängen.

Auch für die Bevölkerungsentwicklung spielt die junge Generation die Schlüsselrolle: Sie bekommt nicht nur die Kinder, die künftig in Sachsen-Anhalt leben, sie zahlt auch die Renten der Älteren - angesichts der Bevölkerungsstruktur eine enorme Herausforderung. Denn während die Altersgruppe der 14- bis 40-Jährigen laut jüngstem Zensus rund 600.000 Menschen umfasst, zählt die Gruppe der Über-40-Jährigen mehr als 1,4 Millionen Menschen.

Um junge Erwachsene und Familien in Sachsen-Anhalt zu halten, sei ein grundlegender Wandel in den Städten nötig, so Haseloff weiter - angesichts schließender Geschäfte, Gaststätten und Arztpraxen. „Wir brauchen neue Innenstadtkonzepte“, sagt er. „Ich glaube nicht, dass wir zum Beispiel in Städten wie meiner Heimatstadt Wittenberg mit den alten Satzungen weiterkommen: Darin ist starr vorgeschrieben, welche Häuser im Zentrum mit Ladengeschäften belegt sein müssen.“

Reiner Haseloff will Konzerne zu Steuerzahlungen im Osten bringen

Das sei ein Problem für die Stadtentwicklung. „Wer mietet heute noch ein kleines Ladengeschäft in diesen schmalen Häusern?“ Um Stadtzentren in Sachsen-Anhalt zu beleben, müssten aus leerstehenden Geschäften auch Büros und Wohnungen werden können.

Um Städte für junge Familien attraktiv zu machen, müssten diese „gesund“ finanziert werden. Deshalb dringt Haseloff auf eine umfassende Steuerreform, um die Wirtschaftskraft der ostdeutschen Länder zu stärken. „Alle Unternehmen, die hier ihr Geld verdienen, sollen auch hier Gewerbesteuern bezahlen“, fordert der Ministerpräsident.

Zu oft zahlten Konzerne nur am Sitz der Zentralen in Westdeutschland - im Gegenzug fehlten Kommunen im Osten aber die Steuereinnahmen. Haseloff erklärt im MZ-Gespräch, er wolle 2019 eine Steuerreform mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) anschieben. „Anders wird die Ungleichheit zum Westen nicht zu überwinden sein.“

Flankierend will der Regierungschef auch persönlich auf Firmenchefs einwirken. Er werde 2019 gemeinsam „mit Oberbürgermeistern Konzernzentralen im Westen besuchen und die Manager auf ihre moralische Verantwortung für die Menschen und die Entwicklung in unserer Region ansprechen“.

Zugleich müsse Sachsen-Anhalt auf innovative Unternehmen setzen, so Haseloff. Exemplarisch nannte der Physiker die Herstellung von Speichern für erneuerbare Energien in Wittenberg. „Solche Zugpferde brauchen wir für unsere jungen Leute, um mit ihnen die Diskussion über ihre Zukunft zu führen“, so der CDU-Politiker. (mz)