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Universität Halle Weiter Ringen um Sparkurs an Uni Halle: Politikwissenschaft um Johannes Varwick will Professur retten

An der Uni Halle kämpft das Institut für Politikwissenschaft mit dem streitbaren Ukraineexperten Varwick an der Spitze gegen die Streichung einer Professur. Im Senat kommt es nun am Mittwoch zu einem Showdown.

Von Matthias Müller Aktualisiert: 06.12.2022, 19:37
Die Entscheidungen  über EInsparungen und Stellenkürzungen  waren  an der Universität Halle immer wieder von größeren Protesten begleitet.
Die Entscheidungen über EInsparungen und Stellenkürzungen waren an der Universität Halle immer wieder von größeren Protesten begleitet. Foto: Silvio Kison

Halle (Saale)/MZ - Aus den Medien ist Johannes Varwick vielen Menschen vor allem als streitbarer Experte zum Ukrainekrieg bekannt. An der Martin-Luther-Universität (MLU) in Halle hat er derzeit noch einen ganz anderen Streit auszufechten: Als Geschäftsführender Direktor des Instituts für Politikwissenschaft kämpft er für den Erhalt einer Professur, die dort gestrichen werden soll. An diesem Mittwoch soll sich der Senat der größten Hochschule Sachsen-Anhalts damit befassen.

Uni Halle: Aus für mehrere Studiengänge droht

Hintergrund ist die Fortschreibung des Hochschulentwicklungsplans, an der MLU häufig kurz „Sparpaket“ genannt. Im April beschloss der Senat nach monatelangem, von lautstarken Protesten begleiteten Ringen das Papier, das die defizitäre Uni finanziell auf Kurs bringen soll. Dies geht allerdings unter anderem mit der Streichung von rund zwei Dutzend Professuren und dem Wegfall ganzer Studiengänge einher.

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Die Kürzungspläne hätten, zusammen mit einer vielfach kritisierten Kommunikationsstrategie, Rektor Christian Tietje letztlich im Sommer die Wiederwahl gekostet, sagen Uni-Insider. Ihm folgte Claudia Becker – sie hatte die mangelnde Transparenz bei diesem Thema als wichtigen Beweggrund genannt, sich überhaupt zur Wahl zu stellen.

Alternativvorschlag gegen Kürzung in der Philosophischen Fakultät vorgelegt

„Wir hatten eigentlich die Hoffnung, dass es mit dem neuen Rektorat etwas rationaler abläuft“, sagt Johannes Varwick nun. Sprich: dass man die Streichung der Professur „Theorie und Ideengeschichte“ neu verhandeln und letztlich verhindern könne. Er führt an, dass man in der Philosophischen Fakultät I, zu der die Politikwissenschaft gehört, „in großer Solidarität“ einen Alternativvorschlag vorgelegt habe.

MLU Halle: Aufruf zur Teilnahme an der Sitzung

Das Rektorat jedoch habe den Vorschlag nach Gesprächen mit ihm und dem Dekan abgelehnt. „Das hat uns wirklich komplett überrascht“, bekräftigt Varwick. Aber hinnehmen wolle man dies nicht, dafür habe man auch die Rückendeckung des Dekanats. Und so steht der Antrag für den Erhalt der Professur nun auf der Tagesordnung im Senat. „Ich hoffe, dass die Vernunft siegt“, sagt der Professor für internationale Beziehungen. „Das Absurde ist doch, die Politikwissenschaft ist gut nachgefragt. Das wäre ein Sparen auf dem Rücken der Studierenden.“ Er hat daher einen Aufruf an diese und das Lehrpersonal seines Instituts veröffentlicht, möglichst zahlreich zur Senatssitzung ab 13 Uhr im Hallischen Saal der Uni zu kommen.

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Unterstützung bekommt Varwick dabei vom Bündnis „MLUnterfinanziert“, das maßgeblich die bisherigen Proteste gegen Kürzungen an der MLU initiiert hat. Es sei klar, dass die Finanzsituation der Uni aktuell nicht besser geworden sei, sagt Lukas Wanke, einer der Sprecher. Dennoch habe man sich eine grundsätzliche Offenheit vom neuen Rektorat erhofft, den Hochschulentwicklungsplan „nicht als Grundgesetz für die Universität zu nehmen“. In einem eigenen Aufruf an Studenten bezeichnet das Bündnis die Senatssitzung als „Showdown“. Wolle man die Politikwissenschaften in Halle dauerhaft retten, müsse man dort hingehen.

MLU-Rektorin Becker äußert sich vor Senatssitzung nicht

An der Tagesordnung zeigen sich dabei noch weitere Auswirkungen des Hochschulentwicklungsplans: Unter anderem hat das Prorektorat für Studium und Lehre Anträge eingebracht, die Bachelor- und Masterstudiengänge in Indologie und Südasienkunde sowie den Masterstudiengang Wirtschaftsmathematik künftig nicht mehr anzubieten.

Was die aktuelle Diskussion um die Politologie angeht, so erklärt die MLU auf Anfrage, werde sich Rektorin Claudia Becker vor der Senatssitzung öffentlich nicht äußern. In einer Vorlage dazu hat das Rektorat nach MZ-Informationen aber deutlich gemacht, dass man am Beschluss zum Hochschulentwicklungsplan festhalten will und das auch dem Senat empfehle. Folgt das Gremium diesem Kurs, wäre eine von bisher vier Politikprofessuren in Halle bald Geschichte.