Lernen bei fast 40 Grad Celsius? Lernen bei fast 40 Grad Celsius?: Hitzefrei zum Schulstart sehr wahrscheinlich

Halle (Saale) - Aufgrund der Hitzewelle in Sachsen-Anhalt könnten die ersten Schultage am Donnerstag und Freitag kurz werden: Bei gefühlten Temperaturen nahe der 40-Grad-Marke sind reihenweise hitzefrei und verkürzter Unterricht für Schüler möglich.
„Wir denken, dass das viele Regionen in Sachsen-Anhalt betreffen wird“, sagte Silke Stadör vom Landesschulamt der MZ am Montag. „Vor allem im Süden soll es sehr heiß werden.“
In Weißenfels (Burgenlandkreis) hat die erste Schule bereits verkürzten Unterricht angekündigt: In den Räumen herrschten mehr als 30 Grad, die angestaute Wärme sei selbst bei einer kurzfristigen Wetterabkühlung kaum zu vertreiben.
Hitzefrei? Schulen entscheiden selbst
Grundsätzlich entscheiden die Schulen selbst über die Maßnahmen bei Hitze. „Schulleiter sollen vor Ort individuelle Regelungen treffen“, sagte Stefan Thurmann, Sprecher des Bildungsministeriums, der MZ. So könnten vor Ort die sinnvollsten Lösungen gefunden werden. Einer landesweiten Anordnung für hitzefrei und verkürzten Unterricht, wie sie das Landesschulamt am Montag ins Spiel gebracht hatte, erteilte das Ministerium vorerst eine Absage.
Im Normalfall gilt: Misst der Schulleiter um 11 Uhr in einem regulären Klassenraum Temperaturen von 26 Grad und mehr, kann er den Unterricht nach der fünften Stunde beenden. Ausgenommen sind die Gymnasialjahrgänge elf und zwölf. Möglich ist zudem, die Stunden von 45 auf 30 Minuten zu verkürzen - dies kann auch für die ältesten Jahrgänge gelten.
Angesichts der akut hohen Temperaturen sollen die Schulen ab Donnerstag aber auch schon vor 11 Uhr aktiv werden dürfen. Laut Ministerium können sie schon früher Temperaturen messen und Maßnahmen in Eigenregie treffen. „In 760 Schulen im Land herrschen ja sehr unterschiedliche Voraussetzungen, nicht überall ist es so heiß wie im Gebäude-Typ Erfurt“, sagte Thurmann. Die typischen DDR-Schulgebäude in H-Form heizen sich im Sommer besonders stark auf.
Kinder bei großer Hitze kaum noch leistungsfähig
Trotz hitzefrei und verkürztem Unterricht sei die Betreuung der Schüler gesichert, sagte Thurmann. In den Grundschulen würden Kinder auch bei Ausfall garantiert bis 13 Uhr beaufsichtigt. Das gleiche gelte für Förderschüler und Kinder, die vom Fahrplan der Schulbusse abhängig seien.
Dass Schulen und Behörden bereits jetzt aktiv werden, sei aus medizinischer Sicht geboten, sagte Ludwig Patzer, Chefarzt der Kinderklinik im Elisabeth-Krankenhaus in Halle. „Ab 29 bis 30 Grad sind die Kinder in der Regel nicht mehr leistungsfähig“, sagte er. „Diese Belastung betrifft natürlich auch die Lehrer.“
Ab 32 Grad „wird die Hitze dann tatsächlich zum medizinischen Thema“, sagte Patzer: „Der Körper kann dann nicht mehr so gut Wärme abgeben, es steigt die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“ In diesem Fall solle man körperliche Betätigungen unbedingt vermeiden - „dass dies von den Kindern eingehalten wird, ist für Lehrer und Hortner aber natürlich schwer zu kontrollieren“, sagte Patzer.
Das hallesche Giebichenstein-Gymnasium „Thomas Müntzer“ hat bereits für die erste komplette Schulwoche ab kommendem Montag verkürzten Unterricht bis 13 Uhr angekündigt. So sollen auch die Eltern der Schüler Planungssicherheit bekommen.
Thomas Gaube, Chef des Philologenverbandes und zugleich Schulleiter des Gymnasiums, setzt aber nicht auf den Ausfall kompletter Unterrichtsstunden durch hitzefrei. „Man sollte eher nach Varianten suchen, mit denen man trotz Hitze verlässlich für Unterricht sorgen kann“, sagte der Gewerkschafter. (mz)