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Lehrermangel an Schulen Lehrermangel an Schulen: So sollen Lehrer nach Sachsen-Anhalt gelockt werden

Von Jan Schumann 26.04.2018, 18:42
Bildungsminister will Lehrer nach Sachsen-Anhalt locken.
Bildungsminister will Lehrer nach Sachsen-Anhalt locken. imago stock&people

Magdeburg - Mit Sonderzahlungen will Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) Lehrer auf schwer vermittelbare Posten an Schulen locken. Es geht um Stellen, die seit Jahren unbesetzt sind, weil Pädagogen sich dort nicht bewerben. Tullner setzt auf Zulagen für drei Jahre. „Die Kandidaten sollen im Voraus bis zu zwei Erfahrungsstufen zusätzlich bekommen“, sagte er am Donnerstag.

Für Berufsanfänger an der Förderschule mit einem Gehalt von 3.600 Euro kann das zusätzliche 600 Euro ausmachen. Nach drei Jahren sind die Lehrer dann automatisch auf der vorgezogenen Stufe.

Tullner: „Gehen ans finanzpolitische Limit“

Das Ministerium hat 54 Stellen im Blick, die nicht vermittelbar sind: sowohl in den Städten, als auch auf dem Land. Betroffen sind Schulen in Halle und Magdeburg, aber zum Beispiel auch in der Altmark. Das Problem zieht sich durch alle Schulformen, ausgenommen den Gymnasien.

Tullners Ankündigung kommt vor der „größten Ausschreibungsrunde, die dieses Land je gesehen hat“, wie er formuliert. Ab Freitag sind 610 neue Stellen ausgeschrieben, im gesamten Jahr werden es 1.000. „Wir gehen ans finanzpolitische Limit“, so Tullner. Aktuell hätten 250 Referendare ihre Ausbildung beendet, das Land sei mit ihnen in Kontakt.

Personalmangel an Sachsen-Anhalts Schulen

Viele Schulen ächzen unter Personalmangel, Ausfälle sind häufig. Die Landesregierung hat vereinbart, das Lehrerpersonal solle 103 Prozent des Unterrichts abdecken können, um Ausfälle abzufangen. Derzeit ist das nicht flächendeckend der Fall. Der Koalitionspartner SPD beklagte jüngst: „Es sind so wenige Lehrkräfte im System wie noch nie - bei gestiegenen Schülerzahlen.“

Um das zu ändern und unkompliziert neue Lehrer vor die Klassen zu bringen, kündigte Tullner nun weitere Lockerungen an. So spielen bei Ausschreibungen an Grund- und Förderschulen die Fächerkombinationen der Bewerber keine Rolle mehr. An weiterführenden Schulen soll grundsätzlich nur noch ausschlaggebend sein, dass Bewerber ein gefordertes Fach mitbringen - bisher wurden Zweierkombinationen gesucht. Erstmals können sich zudem Lehrer mit DDR-Diplom an Förder- und Grundschulen bewerben. Tullner will auch den Einsatz der Seiteneinsteiger systematisieren, die mit Hochschul-, aber ohne Pädagogikabschluss in den Schulbetrieb drängen: Vor Beginn der Tätigkeit sollen sie eine vierwöchige Ausbildung absolvieren. Weiterbildungen sollen folgen. Schulen sollen Ressourcen erhalten, um Seiteneinsteiger zu betreuen. 180 seien bereits im Dienst. „Wir müssen uns stärker öffnen“, so Tullner.

Koalitionspartner begrüßen Tullners Vorstoß

Die Koalitionspartner SPD und Grüne - nach eigenen Angaben bisher bis Donnerstag nicht informiert - begrüßten die Schritte dennoch im Grundsatz. „Allerdings sind Zulagen mit Erfahrungsstufen nicht für verbeamtete Lehrer möglich“, sagte SPD-Bildungspolitikerin Angela Kolb-Janssen. „Eigentlich sollte es das Ziel sein, vor allem junge Leute zu verbeamten.“ Tatsächlich gebe es schwer zu besetzende Stellen, „da können Zulagen helfen“.

Sie forderte, Tullner müsse das Bewerbungssystem weiter flexibilisieren: Ausschreibungen sollten nicht nur pro Schule, sondern häufiger pro Region stattfinden. Tullner hat dies bislang lediglich lokal getestet, ist nicht überzeugt: Von 20 Stellen seien nur zehn besetzt worden. Kolb-Janssen insistierte: Das Ausschreibungssystem, das auf Schulen statt Regionen ausgerichtet ist, verhindere aktuell, dass viele Bewerber Jobs bekämen. (mz)