Kriegswaffen bei mutmaßlichem Rechtsextremen Kriegswaffen bei mutmaßlichem Rechtsextremen: Mann arbeitete bei Kampfmittelbeseitigung

Magdeburg - Der spektakuläre Fall eines massiven Fundes von Kriegswaffen mitten in der Landeshauptstadt Magdeburg bekommt nun eine politische Dimension. Der Mann, dessen Wohnung bereits im November von Sondereinheiten der Polizei gestürmt wurde, steht nach MZ-Informationen unter Rechtsextremismusverdacht.
Die Behörden prüfen, ob seine zahlreichen Waffen einsatzfähig waren und wozu sie eingesetzt werden sollten. Der 33-Jährige soll in Niedersachsen im Bereich der Kampfmittelbeseitigung gearbeitet haben.
Der Waffenfund hatte deutschlandweit Aufsehen erregt: Das SEK fand in dem gestürmten Apartment im Stadtteil Crakau nicht nur Granaten, Minen und zwei Panzerfäuste aus den beiden Weltkriegen. Es stellte auch eine russische Luft-Luft-Rakete sicher, die nach Experteneinschätzung echt ist.
Es handelt sich dabei um einen Lenkflugkörper, der für den Luftkampf an Militärflugzeugen montiert wird. Die schlanke, silberne Rakete ist ungefähr zwei Meter lang. Stundenlang hatten Spezialisten der Polizei Kriegswaffen gesichert und aus der Wohnung getragen.
Wie nun bekannt wurde, ging die Durchsuchung auf Ermittlungen des Staatsschutzes zurück - er ist für politisch motivierte Kriminalität zuständig wie Rechtsextremismus. Nach Hinweisen hatte die Polizei einen Durchsuchungsbeschluss erwirkt: Sicherheitsbehörden vermuteten nach MZ-Informationen, der Mann könne Verbindungen in die Reichsbürgerszene haben.
Deren Anhänger erkennen die Bundesrepublik nicht als legitimen Staat an, verweigern sich Behörden. Die Szene gilt als waffenaffin. 2016 hatte ein bayerischer Reichsbürger einen Polizisten erschossen; auch im Burgenlandkreis hatte Ex-Schönheitskönig Adrian Ursache das Feuer auf einen Beamten eröffnet.
Zum Stand der Ermittlungen äußerten sich am Freitag weder Polizei noch Staatsanwaltschaft. Bekannt ist, dass gegen den Mann Ermittlungen wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz laufen. Noch nicht beendet ist die Überprüfung der sichergestellten Waffen.
Laut Landeskriminalamt (LKA) werden sie am Montag erneut von Experten untersucht. „Waffen und Munitionsteile werden aufgesägt“, erklärte LKA-Sprecher Michael Klocke. „Unter anderem wird geprüft, ob noch sprengfähige Mittel enthalten sind.“ Nach jetzigem Stand gehe von den beschlagnahmten Gegenständen keine Gefahr aus, die Waffen seien nicht schussfähig. Rätselhaft sei die Herkunft der Lenkrakete. Sie sei längs aufgeschnitten wie ein Anschauungsmodell.
„Es ist davon auszugehen, dass es Originalteile sind, womöglich zu Schulungszwecken“, sagte Klocke. „Man würde davon ausgehen, dass es auffällt, wenn so ein Stück irgendwo fehlt.“ Der Verdächtige soll in Niedersachsen im Bereich der Kampfmittelbeseitigung gearbeitet haben - allerdings nicht im Auftrag des Landes, wie Behörden auf MZ-Anfrage betonten. (mz)