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Länger grün für Senioren? Kommentar zum Fußgängerampel-Vorstoß: Verkehrssicherheit muss auf den Prüfstand

Oft werden Verkehrsbehörden erst durch lokale Proteste aktiv und passen zu knappe Grün-Ampelphasen für Fußgänger an. Doch wenn Unfälle passieren, ist es bereits zu spät, kommentiert MZ-Redakteur Jan Schumann.

Von Jan Schumann 03.10.2025, 05:59
MZ-Redakteur Jan Schumann hält eine flächendeckende Prüfung der Fußgänger-Ampeln für sinnvoll.
MZ-Redakteur Jan Schumann hält eine flächendeckende Prüfung der Fußgänger-Ampeln für sinnvoll. (Foto: MZ/Andreas Stedtler)

Magdeburg/MZ - Fast jeder Sachsen-Anhalter kennt solche Straßenkreuzungen: Sobald die Ampel grün leuchtet, hetzen Fußgänger über die Fahrbahn – und schaffen es trotzdem kaum rechtzeitig über die Straße. Man kann das als triviales Alltagsproblem abtun, über das man sich beim Tratsch mit dem Nachbarn oder dem Friseur aufregt. Wenn dieses Problem aber landesweit auftritt, sollten die Verkehrsbehörden reagieren.

Denn Fakt ist: Sachsen-Anhalts Bevölkerung wird immer älter, die Zahl der eher langsamen Fußgänger nimmt zu. Und schon jetzt gibt es genügend Fälle, in denen die Ampelschaltungen viel zu knapp erscheinen.

Behörden reagierten meist erst, als es Proteste gab

Weißenfels und Dessau-Roßlau sind die beiden jüngsten Beispiele: Erst als es lokale Proteste gab, reagierten die Behörden und regelten den Straßenverkehr zugunsten der Fußgänger. Das ist richtig so. Den Fußgängern nützen diese Korrekturen. Und sie fühlen sich in solchen Fällen von der Kommune ernst genommen. Betroffene Autofahrer dürften es verkraften, dass sie fünf Sekunden länger stehen bleiben müssen.

Allerdings: Wenn es erst lokale Proteste gibt, handeln die Behörden eigentlich zu spät. Stattdessen sollte in Sachsen-Anhalt tatsächlich flächendeckend geprüft werden, ob die Regelungen im Straßenverkehr noch zeitgemäß sind.

Ist das angenommene Gehtempo von 1,2 Metern pro Sekunde noch angemessen?

Das betrifft zwei Punkte. Erstens sollten die Kommunen vor Ort analysieren, ob ihre Ampeln sinnvoll programmiert sind – oder ob innerhalb des derzeit möglichen Spektrums vielleicht ein langsameres Schritttempo als Grundlage genommen werden sollte. Zweitens sollte das Land ganz grundlegend prüfen, ob das am häufigsten angesetzte Gehtempo – 1,2 Meter pro Sekunde – überhaupt noch eine sinnvolle Ausgangsbasis ist.

Da Sachsen-Anhalt immer älter wird, wird es einen Punkt geben, an dem dies nicht mehr so ist – möglicherweise ist er bereits erreicht. Die schlechteste Option ist: Verkehrsbehörden reagieren erst dann, wenn Proteste da sind – oder Unfälle passieren.