Markus Kurze legt Amt nieder Kommentar zum Belästigungsvorwurf im Landtag: Es blieb nur noch der Rücktritt
Der CDU-Politiker Markus Kurze legt das Amt des parlamentarischen Geschäftsführers im Landtag nieder. Grund sind Vorwürfe wegen mutmaßlicher sexueller Belästigung. MZ-Redakteur Jan Schumann hält es für richtig, dass Kurze so schnell Konsequenzen gezogen hat.

Magdeburg/MZ - Schon vor dem aktuellen Vorfall auf dem Sommerfest des Landtags stand Markus Kurze unter Bewährung. 2016 beschämte der CDU-Politiker seine Parteifreunde, indem er erkennbar betrunken eine Rede im Parlament hielt. In diesem Zustand schimpfte der Medienpolitiker im Plenum über die ARD – Kurze hätte schon damals seinen Posten verlieren müssen, es wäre der einzig logische Schritt gewesen.
Wenn Angestellte im öffentlichen Dienst oder in Privatunternehmen alkoholisiert auf Arbeit erscheinen, müssen auch sie selbstverständlich mit der Kündigung rechnen. Noch dazu, wenn sie in diesem Zustand öffentlich für ihre Firma, Behörde oder Organisation sprechen.
Gut, dass es im Landtag und in den Fraktionen Selbstreinigungskräfte gibt
Kurze blieb damals parlamentarischer Geschäftsführer. Sicher auch, weil er seinen Job aus fachlicher Sicht gut machte. Doch der aktuelle Fall auf dem Sommerfest des Landtags war nun doch zu viel. Der 54-Jährige soll eine Mitarbeiterin sexuell belästigt haben, indem er sich Finger der Frau in seinen Mund steckte – wieder soll Kurze alkoholisiert gewesen sein.
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Gut, dass es im Landtag und in den Fraktionen so starke Selbstreinigungskräfte gibt, dass dieses Verhalten nicht toleriert wird. Das hat sicher damit zu tun, dass die gesellschaftliche Sensibilität für Fälle sexueller Belästigung in vergangenen Jahren gewachsen ist. Gut auch, dass Kurze nun so schnell Konsequenzen gezogen hat.
Vor allem im politischen Betrieb müssen rote Linien gelten
Politiker müssen Vorbilder sein: im Landtag und privat. Wer interessiert sich für das moralische Urteil von Abgeordneten, denen Moral nichts zählt? Nur wer selbst integer auftritt, darf Respekt verlangen. Mit dem Rücktritt als parlamentarischer Geschäftsführer erspart Kurze seiner CDU eine üble Debatte, die sie im heraufziehenden Wahlkampf bis 2026 nicht gebrauchen kann.
Der Rücktritt zieht aber auch rote Linien für den politischen Betrieb und dessen Akteure. Das Klima dort darf nicht verrohen. Wenn das geschieht – wie seit 2016 in den USA – verroht irgendwann die Politik.