Untersuchungsausschuss Kommentar zum Anschlag von Magdeburg: Dieser Fall muss Folgen haben
Sachsen-Anhalts Landtag soll nicht nur Behördenfehler im Vorfeld des Anschlags von Magdeburg aufdecken. Die Abgeordneten sollen auch Verbesserungen für die Zukunft aufzeigen, kommentiert MZ-Redakteur Jan Schumann.

Magdeburg/MZ - Ein Versprechen löst der Untersuchungsausschuss zum Anschlag von Magdeburg bereits ein: Er zeigt, dass Behörden teils grobe Fehler begangen haben, die Taleb A.s Todesfahrt über den Weihnachtsmarkt begünstigten. Eines der Probleme war offenbar das zu starre Denken in festen Täterkategorien bei der Polizei und insbesondere im Landeskriminalamt (LKA).
Der saudische Täter, der schon Jahre vor seinem sechsfachen Mord Ende 2024 der Polizei bekannt war, galt behördenübergreifend als überaus auffällig. So auffällig, dass es für Außenstehende kaum zu glauben ist.
Taleb A. passte in keine der üblichen Täter-Kategorien
Es geht um einen Mann, der im Internet Gewalttaten ankündigte und seine Tausenden Onlineleser öffentlich fragte: „Würden Sie es mir verübeln, wenn ich wahllos 20 Deutsche töte, weil Deutschland gegen die saudische Opposition vorgeht?“
Dass dieser polizeibekannte Mann vor dem Anschlag nicht viel schärfer im Visier der Behörden war, ist eigentlich nur so zu erklären, dass er bei den Behörden in keine Schublade passte. Es gab kein Skript, kein festes Prozedere, kein Lehrbuch, das für diesen Fall klare Antworten lieferte.
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Das muss sich ändern – so lautet eine der Erkenntnisse dieses Ausschusses. Denn man muss sich nur vorstellen: Hätte sich Taleb A. rechtsradikal oder radikalislamisch geäußert und dazu gefragt, ob er 20 Menschen töten solle – die Behörden hätten den Fall nicht so schnell zur Seite gelegt, sondern vermutlich alle Register gezogen.
Um Reformen möglich zu machen, ist Selbstkritik nötig
Das geschah im Fall A. nicht. Hier ist der Ansatzpunkt für Reformen. Auch wenn man sich keine Illusion machen darf. Irrationale Täter wie in Magdeburg sind nur schwer zu erfassen und zu stoppen.
Allerdings wäre es gut, wenn die Behörden diese Herausforderung mit offenem Visier angehen würden. Hört man der LKA-Chefin im Ausschuss zu, könnte man fast denken, dort lief alles so, wie es sein sollte. Fehleinschätzung? Dieses Wort fiel im Ausschuss jedenfalls nicht. Zur Reform gehört auch Selbstkritik.