„Ausländer raus“-Rufe zu Radiohit Kommentar zu Nazi-Parolen im Festzelt: Jetzt ist Zeit für Zivilcourage - und staatliche Konsequenz
Sachsen-Anhalt diskutiert über Nazi-Parolen, die öffentlich zum Takt eine Radiohits gesungen werden. Es ist eine Grenzverschiebung, der sich Sachsen-Anhalt mit Zivilcourage und staatlicher Konsequenz entgegenstellen muss, kommentiert MZ-Redakteur Jan Schumann.

Magdeburg/MZ - Jetzt diskutiert auch Sachsen-Anhalt über „Ausländer raus“-Rufe zum Takt des unschuldigen Popsongs „L ’amour toujours“. Und auch „Deutschland den Deutschen“ wurde in Halle, Magdeburg und Weißenfels zur Melodie des Liedes gegrölt – die Vorlage für all das liefert ein skandalöses Partyvideo von der Urlaubsinsel Sylt, das seit Tagen massenhaft im Internet kursiert.
Wie kann es sein, dass solch ein Rassisten-Schlachtruf zum vermeintlich witzigen oder frechen Nachahmungs-Hit wird? Das ist eine Frage für Soziologen – Eltern, Lehrer und alle anderen Sachsen-Anhalter müssen sich dagegen fragen, wie sie diesem inakzeptablen Trend begegnen.
„Deutschland den Deutschen“ war der Sound zu Neonazi-Angriffen
Denn die Parole „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ ist keineswegs nur provokant oder anrüchig. Sie war der Sound rassistischer Übergriffe von deutschen Neonazis auf schutzlose Migranten in den 1990er-Jahren.
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Die einzig gute Nachricht: Über die Fälle in Sachsen-Anhalt wird jetzt deswegen geredet, weil ein paar Leute den Mut zum Polizei-Notruf hatten. In Halle und Magdeburg handelten Beamte sofort, indem sie Handys und Musikanlage beschlagnahmten. Diese zivilgesellschaftliche und staatliche Konsequenz braucht es gegen Grenzüberschreitungen dieser Art.
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Denn je häufiger solche Parolen im Festzelt gebrüllt werden, desto salonfähiger werden sie. Nur Gegenrede, Zivilcourage und – wenn nötig – auch Bestrafung helfen dagegen.