Meinung Kommentar: Gezielter Nebel über dem Stasi-Job
Dass der Linken-Abgeordnete Guido Henke drei Jahre lang Stasi-Mitarbeiter war und gern noch ein Berufsleben drangehängt hätte, dürften viele Wähler nicht wissen.

Ein Land ohne freie Meinungsäußerung, ohne Rechtsstaat, ohne Demokratie: Die 1989 untergegangene sozialistische Diktatur duldete keinen Widerspruch, und das System schien vielen Menschen alternativlos. Das sollte jeder bedenken, der ohne eigenes Erleben über DDR-Lebensläufe urteilt - auch jetzt im Fall Guido Henke. Niemand, der in Freiheit aufwachsen durfte, kann mit Sicherheit sagen, wie er sich selbst verhalten hätte. Auch bei Stasi-Kontakten war die Bandbreite des Verhaltens riesig: mutige Verweigerung, erpresstes Mitläufertum, überzeugtes Mitwirken am Unterdrücken anderer - all das gab es.
Der Linken-Politiker Henke, das legen die Akten nahe, hat seine eigene Vergangenheit früher eher vernebelt als offengelegt. Dass er drei Jahre lang Stasi-Mitarbeiter war und gern noch ein ganzes Berufsleben drangehängt hätte, dürften viele seiner Wähler bis heute nicht wissen. Deshalb ist es gut, dass auch 31 Jahre nach dem Ende der DDR Mandatsträger und Personen im öffentlichen Dienst überprüft werden können.
Ob man einem 20-Jährigen seinen damaligen Berufswunsch vorwerfen kann, muss jeder selbst entscheiden. Die fehlende Transparenz aber, und das noch viele Jahre später, ist durchaus ein Grund, an der Aufrichtigkeit zu zweifeln.
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