Kommentar Kommentar: Extrageld für Lehrer ist Tullners "Buschzulage"

Halle (Saale) - Lehrern ein Extrageld zu bezahlen, damit sie an einer Mangelschule unterrichten, ist richtig - aber auch mit einer ärgerlichen Erkenntnis verbunden.
Die Buschzulage von Bildungsminister Marco Tullner (CDU) ist eine akute Maßnahme zur Linderung örtlichen Lehrermangels. Schüler und Eltern können teilweise nicht noch Jahre auf Abhilfe warten. Wenn Bewerber unter den gegebenen Umständen nicht dorthin wollen, muss man diese Umstände ändern. Wertfrei formuliert, könnte sich diese Lockprämie durchaus am Ende als eine vernünftige und effektive Maßnahme entpuppen.
Extrageld für Lehrer - Hauruck-Aktion ist Ausdruck kurzsichtiger Politik
Aber wenn man Steuermittel nicht ausgibt, sondern nur welche bezahlt, kann man sich auch über die teure Hauruck-Aktion ärgern. Sie ist nämlich gleichzeitig Ausdruck einer kurzsichtigen Politik. Wer heute Lehrer braucht, muss deren Einstellung Jahre früher beschließen. Pädagogen wachsen nicht auf Bäumen, man muss sie an Hochschulen ausbilden, mit entsprechenden Kapazitäten.
Im vorigen Kabinett von Reiner Haseloff (CDU) konnten sich der Kultus- und der Finanzminister, Stephan Dorgerloh und Jens Bullerjahn (beide SPD), nicht auf eine nachhaltige Personalpolitik einigen. Die Herren sind deshalb maßgeblich dafür verantwortlich, dass heute Lehrer fehlen. Die teure Lektion daraus lautet nun: Wer falsch spart, zahlt am Ende drauf.
Das ist aber nur die Sachsen-Anhalt-Perspektive. Andere Bundesländer brauchen ebenfalls Lehrer, auch reichere Länder als Sachsen-Anhalt. Wenn sich solche Prämien als Mittel etablieren, könnte es zu einem ruinösen Wettbewerb kommen. Minister Tullner sollte seine Buschzulage also lieber eine Ausnahme sein lassen - und es sich nicht zur Gewohnheit machen, seine organisatorischen Probleme mit immer mehr Steuergeld zu lösen. (mz)
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