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Defizit von 160 Millionen Euro Journalistenverband warnt MDR-Chef vor „Spar-Exzessen“

Weniger Sendeplatz für wichtige Recherchen, weniger Jobs für freie Mitarbeiter - der Deutsche Journalisten-Verband will diese Pläne von Intendant Ralf Ludwig nicht hinnehmen.

Von Hagen Eichler 16.04.2024, 17:46
Der MDR steht vor stürmischen Zeiten - hier Fahnen vor der Leipziger Zentrale.
Der MDR steht vor stürmischen Zeiten - hier Fahnen vor der Leipziger Zentrale. (Foto: Hagen Eichler)

Magdeburg/MZ - Die Kürzungspläne von MDR-Intendant Ralf Ludwig stoßen auf scharfe Kritik beim Deutschen Journalisten-Verband (DJV). „Wenn der Intendant damit durchkommt, haben wir ein Problem“, warnt Uwe Gajowski, DJV-Landesvorsitzender in Sachsen-Anhalt. Die am Freitag bekanntgewordenen Kürzungspläne setzten die falschen Prioritäten, rügt er.

Ludwig hatte den Mitarbeitern in einer Videoschalte mitgeteilt, dass die öffentlich-rechtliche Anstalt selbst für den Fall einer Beitragserhöhung ab dem nächsten Jahr jährlich 40 Millionen Euro einsparen muss, in der gesamten Beitragsperiode von 2025 bis 2028 also 160 Millionen Euro. Um diese Summe zu erreichen, sind fünf Handlungsfelder benannt, darunter auch Einsparungen im Programm. So sollen sich drei verschiedene investigative und politische Sendeformate ab 2025 einen einzigen Sendeplatz am Mittwochabend teilen müssen. Das Magazin „Exakt“ verliert dadurch 21 Ausgaben im Jahr, die Reportagen „exactly“ und „Exakt - Die Story“ werden um zehn Folgen gekürzt.

Dagegen werden wir uns im Rundfunkrat positionieren, um die schlimmsten Spar-Exzesse zu vermeiden.

Uwe Gajowski, DJV-Landesvorsitzender Sachsen-Anhalt

„Das Sparen bei investigativen Sendungen ist grundfalsch“, kritisiert DJV-Landeschef Gajowski. „Medien haben eine Wächterrolle und sollen auf Fehlentwicklungen hinweisen. Diese Aufgabe würde der MDR künftig weniger gut ausfüllen können.“ Die von den investigativen Journalisten aufgegriffenen Themen hätten oft bundesweit Aufmerksamkeit gefunden.

Gajowski fürchtet zudem, dass insbesondere freie Mitarbeiter Aufträge verlieren würden. „Dagegen werden wir uns im Rundfunkrat positionieren, um die schlimmsten Spar-Exzesse zu vermeiden“, kündigte der Gewerkschafter an. Statt im Programm zu kürzen, solle die MDR-Spitze lieber die Verwaltung und die Technik in den Blick nehmen.

DJV fürchtet um regionale Inhalte

Lars Radau, DJV-Geschäftsführer in Sachsen, fürchtet um die Identität des MDR. „Wir sehen, dass regionale Inhalte sukzessive zurückgefahren werden. Das ist keine gute Entwicklung“, sagte Radau.

MDR-Intendant Ludwig hatte seine Sparpläne als „ersten Aufschlag“ bezeichnet. Um sie umzusetzen, müssen sie in den Wirtschaftsplan 2025 eingearbeitet werden. Dieser braucht die Zustimmung des Rundfunkrats, in dem 50 Mitglieder verschiedene gesellschaftliche Gruppen vertreten.