Mega-Investition in Sachsen-Anhalt Intel-Chef zu Chipfabrik in Magdeburg: „Wir schreiben Geschichte“
US-Konzern verkündet historische Investition: Für 17 Milliarden Euro werden in Magdeburg zwei Chipfabriken mit 3.000 Arbeitsplätzen entstehen. Das Unternehmen rechnet mit hoher Förderung.

Magdeburg/MZ - Der Chef des weltgrößten Chip-Herstellers Intel, Pat Gelsinger, gibt Magdeburg einen neuen Namen: „Silicon Junction“. In Anlehnung an das „Silicon Valley“ im US-Bundesstadt Kalifornien, der Heimat fast aller großen US-Hightech-Unternehmen wie Google und Apple, soll die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts nun zum Knoten (Junction) für die fortschrittliche Chip-Produktion in Europa werden. „Wir schreiben gerade Geschichte“, sagte Gelsinger am Dienstag in einem halbstündigen Videostream.
2027 soll die Produktion aufgenommen werden
Rund 33 Milliarden Euro will der US-Konzern in Europa investieren. 17 Milliarden Euro davon sollen in den Bau von zwei Chipfabriken in Magdeburg fließen. Intel selbst will nach Gelsingers Worten an der Elbe „3.000 Hightech-Arbeitsplätze“ schaffen. Tausende weitere Jobs sollen bei Zulieferern entstehen. Kurz: Magdeburg soll in die erste Liga der weltweiten Chip-Produktion aufsteigen. In den kommenden Jahren könnten sechs weitere Fabriken in Magdeburg durch Milliardeninvestitionen hinzukommen.
„Das ist ein Tag, von dem ich immer geträumt habe“, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Sachsen-Anhalt hole sich 30 Jahre nach dem Ende der europäischen Teilung seinen Platz in der Mitte Europas zurück. Die Ansiedlung werde das Land „komplett umgestalten“, sagte Haseloff. Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) sagte, die Region könne tausende abgewanderte Sachsen-Anhalter zurückholen und Menschen aus der ganzen Welt gewinnen.
Das ist ein Tag, von dem ich immer geträumt habe.
Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt
Anders als bei der Tesla-Fabrik in Brandenburg soll es keinen Baustart vor Erteilung der Genehmigungen geben. Politik und Verwaltung würden alle Voraussetzungen rechtzeitig schaffen, versprach Trümper: „Wir passen uns dem amerikanischen Tempo an.“
In den beiden Fabriken sollen laut Gelsinger „modernste Halbleiter“ hergestellt werden. Sie bilden die Kernstücke komplexer elektronischer Schaltungen in einer Vielzahl von elektronischen Geräten wie Computern, Handys oder Fernsehern. Der Baubeginn sei im ersten Halbjahr 2023 geplant, teilte Intel mit. Der Produktionsstart ist für 2027 anvisiert. Für die Ansiedlung der Landeshauptstadt sprach unter anderem ein 500 Fußballfelder großes, freies Industriegebiet vor den Toren der Stadt sowie sieben Unis im Umkreis von 100 Kilometern.
EU will die Chip-Produktion deutlich ausbauen
Gelsinger machte aber auch sehr deutlich, dass für das Projekt eine Beihilfegenehmigung der EU-Kommission sowie Fördermittel aus Deutschland notwendig sind. Die EU-Kommission hat bereits signalisiert, dass sie und Mitgliedsstaaten bis zu 30 Milliarden Euro für die Chipindustrie bereitstellen wollen. Laut Medienberichten könnte Intel 30 Prozent der Investition gefördert bekommen. „Alle Sonderkonditionen, die rechtlich möglich sind, sind gezogen worden“, sagte Haseloff. Wie viel Geld Sachsen-Anhalt beisteuert, ließ er auf Nachfrage offen.
In der Videobotschaft sprach auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Nach ihren Worten ist Intel ein wichtiger Baustein für Europa, um die Chip-Produktion zu stärken. Nur noch etwa zehn Prozent aller Mikrochips weltweit werden in Europa hergestellt. Die EU will die Abhängigkeit vor allem gegenüber asiatischen Herstellern reduzieren und den Anteil bis 2030 auf 20 Prozent verdoppeln. Wie abhängig Europa ist, wird in der aktuellen Chipkrise deutlich. Aufgrund von Produktions- und Lieferproblemen in der Corona-Pandemie erhalten etwa deutsche Autobauer weniger Chips, als sie benötigen. Dadurch muss in den Autowerken zeitweise die Produktion stillstehen. Intel-Vorstandsvorsitzender Gelsinger versprach, Europa bei dem Halbleiter-Produkten unabhängiger zu machen.