Haseloff erklärt Haseloff erklärt: Was die "Impfgipfel"-Ergebnisse für Sachsen-Anhalt bedeuten

Magdeburg - Bis Ende des Sommers soll jeder erwachsene Sachsen-Anhalter gegen das Coronavirus geimpft werden können. Das sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff am Montagabend nach dem Impfgipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) und den Regierungschefs der Länder.
Voraussetzung dafür sei, dass die Pharmahersteller ihre Zusagen einhielten, so Haseloff. Nach der Schalte zeigte er sich optimistisch: Die Impfstoff-Hersteller hätten versichert, dass zuletzt entstandene Lieferengpässe bis Ende März ausgeglichen seien. „Was ursprünglich an Quantität angesagt wurde, das steht“, sagte Haseloff am Abend.
80.000 Impfungen in Sachsen-Anhalt bis Ende März 2021
Für Sachsen-Anhalt würde das heißen, dass allein im ersten Quartal bis zu 80.000 weitere Menschen mit einer Doppelimpfung gegen das Virus immunisiert werden könnten. Bisher sind es gut 20.000. Aktuell können sich Heimbewohner, -mitarbeiter und besonders gefährdetes Krankenhauspersonal impfen lassen. Der Krisengipfel am Montag war einberufen worden, weil es massive Kritik am schleppenden Start der Impfkampagne gab. Mittlerweile plant die Bundesregierung im ersten Quartal mit rund 18,3 Millionen Dosen deutschlandweit. „Kinder sind außen vor“, sagte Haseloff. Die bislang zugelassenen Impfstoffe sollen erst ab dem 18. Lebensjahr gespritzt werden.
Haseloff stellte zudem in Aussicht, dass einige systemrelevante Berufsgruppen möglicherweise früher als bisher festgelegt geimpft werden könnten. Die Regierungschefs hätten über Lehrer, Erzieher und Betreuer geredet: Sobald es genug Impfstoff gebe, sollten diese Personen womöglich früher geimpft werden, wenn sie persönlich ein besonders hohes Risiko hätten, so Haseloff - wenn etwa aufgrund einer Vorerkrankung ein besonders schwerer Covid-19-Verlauf drohe. „Diese Frage ist als nächste Stufe dran“, so Haseloff. Die Entscheidung falle aber auf Bundesebene.
Alle Heime sollen bis Ende Februar mit Impfterminen versorgt sein
Sein Bildungsminister Marco Tullner (CDU) hatte am Montag für eine grundsätzliche Änderung der Impfreihenfolge plädiert: Lehrer und Erzieher sollten von der dritten Prioritätengruppe in die zweite aufsteigen - dieser gehören unter anderem Über-70-Jährige an, aber auch enge Kontaktpersonen von Heimbewohnern. Die Hochstufung sei klug, so Tullner:
Je schneller Lehrer geimpft seien, desto eher könnten Schulen unabhängig von der Corona-Lage arbeiten. Auch Sachsen-Anhalts oppositionelle Linken unterstützt das. Bisher ist nur die erste Gruppe impfberechtigt: Menschen im Alter über 80 Jahren sowie Bewohner und Beschäftigte in Heimen, Kliniken und Pflegediensten. Sachsen-Anhalt will spätestens bis Ende Februar alle Heime im Land mit Impfterminen versorgt haben.
Viele Impfzentren derzeit noch in der Wartephase
Die zuletzt eingetretenen Lieferengpässe der zentralen Impfstoffhersteller Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca hatten zu Sorgen in ganz Deutschland geführt. Kommunen kritisieren Zeitverzug in den Impfzentren. „Wir kommen nicht in Gang“, sagte Heinz-Lothar Theel, Geschäftsführer des Landkreistages Sachsen-Anhalts.
„Wir brauchen verlässliche Aussagen zur Impfstoffmenge, um planen zu können.“ Viele Impfzentren seien derzeit noch in der Wartephase - ohne Impfstoff könne die Arbeit nicht richtig beginnen. Zahlreiche Sachsen-Anhalter kritisieren indes, dass es aufgrund der hohen Nachfrage aktuell unmöglich sei, über die zentrale Impfhotline 116 117 Termine zu vereinbaren.
Vor dem Gipfel am Montag war Bewegung in die Impfstoffdebatte gekommen: Biontech kündigte für das zweite Quartal bis zu 75 Millionen zusätzliche Dosen für die Europäische Union an. Auch Astrazeneca will offenbar mehr Impfstoff bereitstellen als nach jüngsten Korrekturen angekündigt. (mz)