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Schwarzarbeit in Sachsen-Anhalt 858 Millionen Euro Mehreinnahmen erwartet: Zoll soll gegen Schwarzarbeit aufrüsten

Laut einem Gesetzesentwurf sollen Zollfahnder künftig Zugriff auf Polizeidaten erhalten. So sollen auch kriminelle Gruppen aus der Schwarzarbeitszene schneller entlarvt werden. Die Bundesregierung verspricht sich davon hohe Zusatzeinnahmen. Wie hoch der jährliche Schaden durch nicht gezahlte Abgaben in Sachsen-Anhalt ausfällt.

Von Max Hunger 05.07.2025, 06:00
Kontrollen auf Baustellen gehören zu den Schwerpunkten der Zollfahnder.
Kontrollen auf Baustellen gehören zu den Schwerpunkten der Zollfahnder. (Foto: IG Bau)

Berlin/Magdeburg/MZ - Es war einer der „großen Fischen“ bei der Bekämpfung der Schwarzarbeit: Innerhalb von nur fünf Jahren erzielte ein kosovarischer Bauunternehmer aus Halle einen Millionenumsatz. Dann geriet er ins Visier des Zolls. Das Ergebnis der Ermittlungen: Über Jahre beschäftigte der 50-Jährige seine Mitarbeiter schwarz, zahlte weder Sozialabgaben noch Steuern. Es entstand ein Schaden von insgesamt 800.000 Euro gegenüber Rentenversicherung und Finanzbehörden. Im vergangenen Herbst wurde der Mann schließlich rechtskräftig zu einer Bewährungsstrafe verurteilt – auch den Schaden muss er begleichen.

Es ist einer der größeren Ermittlungserfolge der Finanzkontrolle Schwarzarbeit, einer Abteilung des Zolls, in Sachsen-Anhalt. Die Bundesregierung will solche Fälle offenbar häufiger sehen und hat dazu eine Reform angestoßen: Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) will den Zollämtern im Kampf gegen Schwarzarbeit Zugriff auf das Polizeiliche Informationssystem (INPOL) ermöglichen. Das geht aus einem neuen Gesetzentwurf hervor.

Finanzministerium erwartet 858 Millionen Euro Mehreinnahmen

Bisher müssen Zollfahnder etwa bei der Kontrolle auf Baustellen über Sprechfunkzentralen die Personendaten erfragen. Künftig soll das auch mit ein paar Klicks auf dem Laptop möglich sein. Zudem soll der Zugriff auf das Informationssystem den Zollfahndern helfen, per Datenanalyse mutmaßliche kriminelle Netzwerke schneller zu entlarven. Das Finanzministerium in Berlin rechnet dadurch mit zusätzlichen Einnahmen von rund 858 Millionen Euro für die Behörden und Sozialkassen bis zum Jahr 2029.

Die Bekämpfung der Schwarzarbeit spielt für uns eine große Rolle.

André Schneevoigt / Hauptzollamt Magdeburg

In Sachsen-Anhalt hat der Zoll zuletzt eine wachsende Schadenssumme durch Schwarzarbeit festgestellt. Im vergangenen deckten die Ermittler nach Angaben des Hauptzollamtes in Magdeburg Schäden in Höhe von 14,2 Millionen Euro auf - fünf Millionen mehr als im Jahr zuvor. „Die Prüfungen waren effektiver. Die Bekämpfung der Schwarzarbeit spielt für uns eine große Rolle“, betonte Hauptzollamtssprecher André Schneevoigt.

Die Zollfahnder nähmen vor allem die Baubranche, Gastronomie und Speditionen in den Blick. Gibt es einen Verdacht, prüfen sie vor Ort, ob Sozialabgaben und Mindestlöhne gezahlt werden und alle Mitarbeiter eine gültige Aufenthaltserlaubnis besitzen.