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Landesparteitag Grünen-Landesparteitag in Magdeburg: Sziborra-Seidlitz und Franke bilden neue Doppelspitze

Von Jan Schumann 18.06.2016, 08:57
Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie in Sachsen-Anhalt, spricht während des Landesparteitages in Magdeburg
Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie in Sachsen-Anhalt, spricht während des Landesparteitages in Magdeburg dpa-Zentralbild

Magdeburg - Wisst ihr noch? Die Sitzblockaden gegen Neonazis und dann die große Liebe? Der letzte Tag als Grünen-Landeschef wurde ein sentimentaler für Sebastian Lüdecke. Verkleidet als Teletubby sei er 2014 zu jener Demo gekommen, erinnerte er sich. In der Kluft eines überdimensionalen Kuscheltiers im bunten Protestzug habe er seine heutige Frau kennengelernt. Gewisse Parallelen werden nun fortgeführt in der Parteispitze, obwohl  Schluss ist für die bisherigen Landeschefs Lüdecke und Cornelia Lüddemann. „Auch ich habe im Teletubby-Kostüm in Sitzblockaden gesessen“, sagte Christian Franke, einer von zwei neuen Chefs, in seiner Bewerbungsrede am Samstag.

Die Grünen-Landespartei hat sich nach dem Wiedereinzug in den Landtag neu formiert  und zwei neue Vorsitzende gewählt. Zum einen Christian Franke, 23 Jahre alt, Student und Stadtrat in Salzwedel. Zum anderen Susan Sziborra-Seidlitz. Die 38-Jährige ist Krankenschwester und führt den Kreisverband Harz. Auf dem Parteitag  in Magdeburg setzte sie sich in einer Kampfabstimmung  gegen die hallesche Stadträtin Melanie Ranft durch – allerdings erst im dritten Wahlgang.

Ranft hatte  in ihrer Bewerbungsrede gesagt, sie könne aufgrund ihres Lehrerjobs das Amt der Landeschefin „nicht in Vollzeit ausüben“. Im dritten Wahlgang votierten  38 Delegierte für Sziborra-Seidlitz, 29 für Ranft.  Den Ausschlag gaben unter anderem die Stimmen aus Magdeburg, die eine zu große Dominanz der Hallenser im Verband verhindern wollten. Ministerin Claudia Dalbert kommt aus Halle, ebenso wie der nachgerückte Abgeordnete Wolfgang Aldag. In der Wahl um den zweiten Chefposten verzichtete  Ranft.  Als einziger Kandidat wurde Franke mit 61 Ja- und acht Nein-Stimmen gewählt.

Fraktionschefin  Cornelia Lüddemann sagte, den Grünen  falle im Land eine neue Rolle zu: „Die Fraktion muss nun die Regierung stützen“. Für die Zukunft sei es entscheidend, dass die Partei einen starken Vorstand habe, „der die reine grüne Lehre aufrecht erhält“ – als Gegenpol zur Fraktion, die  nun neuen Zwängen unterworfen sei, so die bisherige Vorsitzende.

Sziborra-Seidlitz sagte, die Partei müsse sich in der Regierung auf Kompromisse einstellen, „die möglicherweise wehtun.“ Sie gab  sich selbstbewusst: Sie habe „Lust, die Fraktion und die Ministerin zu nerven“. Es müsse klar sein: „Wofür die Grünen stehen, bestimmt der Verband.“ Sziborra-Seidlitz  ist seit 2010 Grünen-Mitglied und wurde in ihrer Anfangszeit von Undine Kurth protegiert. Kurth gilt als Galionsfigur der Partei im Harz, sie war   Landesvorsitzende und langjähriges Bundestagsmitglied.

Zwischen Sziborra-Seidlitz’ Co-Chef  Franke und  dessen Vorgänger Lüdecke bestehen indes weitere Parallelen. Beide waren bei Amtsantritt 23 Jahre alt, beide Student. Lüdecke will nun sein Studium abschließen. (mz)