Kommentar zur Wasserqualität Gewässerschutz ist ein Marathon
Sachsen-Anhalt muss mehr für Flüsse und Seen tun. Die größte Sorge sind aber nicht Chemikalien.

Magdeburg/MZ - Flüsse mit Schaumkrone, Seen mit ölig-schillernder Oberfläche, nach Chemikalien stinkende Gräben – wer noch die Umweltsituation der späten 1980er Jahre vor Augen hat, weiß zu schätzen, wie sehr sich die Qualität der Gewässer verbessert hat. In der Elbe gibt es Flussbadetage, der Verzehr von Fisch ist nicht mehr akut gesundheitsgefährdend und vielerorts kann man klares Wasser bis zum Boden sehen. Da mag es erstaunen, dass die Oberflächengewässer in Sachsen-Anhalt nach EU-Standard in ihrer chemischen Zusammensetzung weiterhin als schlecht eingestuft werden – und das flächendeckend.
Wie kann das sein? Eine der Antworten lautet: Das von der EU geschaffene Bewertungssystem analysiert eine Vielzahl von gefährlichen Stoffen – doch das vorgegebene Ziel eines „guten Zustands“ ist erst dann erreicht, wenn jeder einzelne der vielen Grenzwerte eingehalten wird. Es fehlen somit die Zwischenstufen, mit denen sich ein differenzierteres Bild zeichnen ließe. Selbst Umweltschützer räumen zudem ein, dass etliche Grenzwerte extrem tief angesetzt sind.
Verstöße von Landwirten werden kaum geahndet
Es wäre falsch, würde die EU nun nach politischen Wünschen aus den Mitgliedsstaaten aufweichen. Es geht darum, Gesundheitsgefahren zu minimieren. Die pauschale Einstufung der Gewässer als chemisch schlecht trifft die Wirklichkeit aber nicht.
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Das deutlich größere Problem ist der ökologische Zustand von Bächen, Gräben und Flüssen, von Teichen und Tümpeln. Viele Tiere und Pflanzen, die dort früher ein Zuhause fanden, sind verschwunden. Gewässerrandstreifen, die Platz bieten sollen, sind zwar laut Gesetz geschützt. Oft aber pflügen Landwirte direkt bis zur Wasserkante – jeder zusätzliche Quadratmeter bringt schließlich Gewinn, und die Chance, von einer Behörde erwischt und bestraft zu werden, ist gering.
Hier ist viel zu tun. Gewässerschutz ist ein Marathon, und das Ziel ist noch lange nicht in Sicht.