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Großer Förderanlagen-Hersteller FAM Magdeburg: Förderanlagen-Hersteller denkt über Job-Abbau nach

Von Steffen Höhne 01.03.2017, 19:00
FAM hat eine Hafenanlage im australischen Abbot Point gebaut. Über vier Kombianlagen wird Steinkohle transportiert und abgeladen.
FAM hat eine Hafenanlage im australischen Abbot Point gebaut. Über vier Kombianlagen wird Steinkohle transportiert und abgeladen. FAM

Magdeburg - Als der Förderanlagen- und Baumaschinen-Hersteller FAM im vergangenen Oktober in Magdeburg die neue Firmenzentrale eingeweiht hat, ist Geschäftsführer Lutz Petermann eigentlich nicht so recht nach feiern zumute gewesen. Das futuristische Gebäude mit einer Aluminium-Glas-Fassade schmückt zwar das Unternehmen, doch Petermann  blickte eher sorgenvoll in die Auftragsbücher. 2016 erzielte das Unternehmen unter anderem wegen eines Großauftrages aus Kanada noch einen Rekord-Umsatz von 420 Millionen Euro. Doch für 2017 und 2018 fehlen  noch Projekte, um die Kapazitäten ordentlich auszulasten. Die Umsätze dürften auf unter 300 Millionen Euro sinken.  Petermann  schätzt die Lage als stabil ein, es sei jedoch der richtige Zeitpunkt, um „einzelne Aktivitäten des Unternehmens neu auszurichten“. Petermann spricht von einem „Fitnessprogramm“.

Kurzarbeit bei FAM Magdeburg nicht geplant

Bei einem Fitnessprogramm kann man Muskel aufbauen, aber auch abspecken. Im Fall  fehlender Aufträge ist wohl eher „abspecken“ gemeint. In den vergangenen Tagen wurde jedenfalls in Magdeburg über Kurzarbeit und Entlassungen spekuliert. Nach Angaben von FAM-Sprecher Matthias Ulrich ist jedoch keine Kurzarbeit geplant, auch betriebsbedingte Kündigungen seien kein Thema. Ulrich schloss aber nicht aus, dass es einen Arbeitsplatzabbau, etwa durch Abfindungsregelungen, geben wird. „Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich dazu nichts Konkretes sagen“, so Ulrich. Auch nicht, ob hiesige Standorte betroffen sein könnten.

Die Firmen-Gruppe mit rund 1.500 Beschäftigten, davon arbeiten rund 800 in Magdeburg, gehört in ihrer Branche zur Weltspitze. Wenn irgendwo auf der Welt eine neue Erz- oder Kohlemine den Betrieb aufnimmt, dann kommen häufig die riesigen Förder- und Abraumbagger sowie Bandanlagen von FAM zum Einsatz. Im Foyer des Unternehmens hängt eine Weltkarte, auf der mit kleinen Lampen die einzelnen Anlagen verzeichnet sind. In 80 Ländern leuchtet es. Zu den letzten größeren Projekten gehörten Kraftwerksanlagen in Vietnam und Serbien, Zulieferungen für zwei Düngemittelfabriken in Turkmenistan und ein Massenverteiler für die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) aus Zeitz (Burgenlandkreis).

Wenn ein Großprojekt ausfällt, trifft das FAM empfindlich. So ist es beispielsweise im Jahr 2014 passiert. Durch den Russland-Ukraine-Konflikt musste FAM ein Hafenprojekt in der Nähe von Odessa (Ukraine) auf Eis legen.  Auch wenn die Produkte des Unternehmens nicht direkt vom Russland-Embargo betroffen sind, fallen auch dort Projekte wegen ausstehender Finanzierungen weg.

Auch das Geschäft in Südamerika und Asien laufe nicht rund, sagte Petermann im vergangenen Jahr. Wegen gefallener Rohstoffpreise haben BHP Billiton, Glencore und andere Bergbaukonzerne neue Projekte gestoppt und Minen stillgelegt. FAM musste daher bereits 2015  rund 875 Service-Mitarbeiter in Chile entlassen, die zuvor Wartungen von Förderanlagen in Minen übernommen hatten.

Seit der Privatisierung 1994 hat das Unternehmen allerdings  schon zwei Branchen-Krisen relativ schadlos überstanden. Die erste ist die Asienkrise 1997 gewesen, die zweite die Finanz- und Wirtschaftskrise 2009/10. Weltweit konkurriert FAM direkt mit vier Unternehmen, die alle in Europa sitzen. Eines davon ist das Leipziger Unternehmen Takraf. Zieht der Markt wieder an, dann profitiert auch FAM unmittelbar davon. (mz)