Gesellschaft Elitenmonitor: Weiter zu wenig Ostdeutsche mit Top-Jobs
Die Ostdeutschen sind in den Führungsetagen weiter unterrepräsentiert. Konzerne und Militär sind besonders betroffen. Wo es Verbesserungen gibt.

Leipzig/MZ/DPA. - Auch mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung sind Ostdeutsche in den wichtigsten Führungspositionen in Deutschland weiterhin unterrepräsentiert. Ihr Anteil ist in den vergangenen Jahren zwar leicht gestiegen, das gilt aber vor allem für Politik, Verwaltung und Wissenschaft. Zu diesem Ergebnis kommt der Elitenmonitor der Universitäten Leipzig, Jena und der Hochschule Zittau/Görlitz. Die neuesten Daten wurden am Donnerstag in Leipzig vorgestellt.
Laut Monitor stieg der Anteil Ostdeutscher in Spitzenjobs von 10,9 Prozent im Jahr 2018 auf 12,1 Prozent Ende 2024. Der Anteil Ostdeutscher an der Gesamtbevölkerung liegt nach Angaben der Forscher bei 19,4 Prozent – es klafft also weiterhin eine Lücke.
Anteil in Politik und Verwaltung relativ hoch
Zwischen den gesellschaftlichen Bereichen gibt es erhebliche Unterschiede. In der Spitzenpolitik liegt der Anteil mit 21,4 Prozent sehr hoch, gefolgt von Gewerkschaften (14,7 Prozent) und Verwaltung (12,7 Prozent). Sehr niedrig ist der Anteil in der Justiz (2,7 Prozent) und Wirtschaft (4,0 Prozent). Im Militär und in Großunternehmen gibt es laut Studie gar keine Repräsentanz. Das heißt, kein Dax-Vorstandschef oder General kommt aus dem Osten.
„Es ist eine gute Nachricht, dass der Anteil von Ostdeutschen in Führungspositionen zwischen 2018 und 2024 zugenommen hat. Das unterstreicht, wie wichtig es ist, das Thema öffentlich zu diskutieren“, erklärte die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Elisabeth Kaiser (SPD). Die Kehrseite sei, dass die Steigerung deutlich ausbaufähig sei und auch nicht alle Gesellschaftsbereiche betreffe.
In der neuen Bundesregierung sind von 17 Ministern zwei Ostdeutsche – Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) stammt aus Brandenburg, Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) aus Thüringen.
Fehlende netzwerke für Karriereaufstieg
Auf Basis einer Elitenbefragung 2023 zeigen die Forscher, dass die Spitzenführungskräfte die Unterrepräsentation der Ostdeutschen wahrnehmen und negativ bewerten. Zu den Ursachen gehört, dass Ostdeutsche seltener Bildungs-, Berufs- und Studienabschlüsse haben, die zu Spitzenpositionen führen. Zudem wählen westdeutsche Spitzenführungskräfte meist ihre Nachfolger aus ihrem Netzwerk, das westdeutsch oder international geprägt ist.
Der Elitenmonitor betrachtet rund 3.000 Spitzenpositionen in zwölf gesellschaftlich bedeutsamen Bereichen und schaut sich dafür die öffentlich zugänglichen biografischen Daten der Menschen an, die diese Posten besetzen. Zudem führen die Wissenschaftler Interviews mit den Top-Entscheidern.