Streit um Ehrung Eduard Prinz von Anhalt: Der Zorn des Prinzen - Streit um Ehrung für Joachim Ernst

Magdeburg - Anhalt gegen Sachsen-Anhalt: Es klingt wie eine Konstellation beim Scheidungsrichter, und wäre es so, müsste man wohl eine schwere Zerrüttung diagnostizieren. Das einstige Fürstenhaus von Anhalt fühlt sich von der Landesregierung Sachsen-Anhalts missachtet und gedemütigt. Anlass ist eine geplante Ehrung für den letzten Herzog: Im kommenden Jahr jährt sich die Absetzung des damals minderjährigen Joachim Ernst zum 100. Mal.
Aus dem ihm verbliebenen Besitz entstand 1918 die Joachim-Ernst-Stiftung, die Vorgängerin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. Für die Familie von Anhalt ist es an der Zeit, den Herzog zu ehren. Der sei ein „zutiefst integrer Mann“ gewesen, sagt sein Sohn, der 75-Jährige Eduard Prinz von Anhalt. „Er wollte die Errungenschaften seines Landes der Öffentlichkeit übergeben.“ Im Freundeskreis des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs entstand daher die Idee, eine Gedenk-Stele zu errichten.
Joachim Ernst starb 1947 im „Speziallager“ Buchenwald an Entkräftung
Doch der Prinz sieht das Vorhaben ausgebremst, „von irgendwelchen Politikern in Magdeburg“. Offenbar werfe man seinem Vater eine Verstrickung ins NS-Regime vor - dabei sei dieser ein Nazi-Gegner gewesen. Karl-Heinz Meyer, Kommunalpolitiker in Ballenstedt und ehrenamtlicher Archiv-Chef der Adelsfamilie, berichtet von einer NSDAP-Mitgliedskarte auf Joachim Ernsts Namen. „Sie hat aber keine Unterschrift, keine Mitgliedsbeiträge“, sagt Meyer. Wahrscheinlich hätten die Nazis versucht, einen Prominenten zu vereinnahmen. Unstrittig ist, dass der Ex-Herzog 1944 von den Nazis ins KZ Dachau verschleppt wurde. 1945 warfen ihn die Russen ins „Speziallager“ Buchenwald, wo er 1947 an Entkräftung starb. „Er war ein Verfolgter unter den Nazis und den Kommunisten“, klagt sein Sohn, „er hätte verdient, heute besser behandelt zu werden.“
Für das Land Sachsen-Anhalt ist es indes noch zu früh für eine Ehrung. Regierungssprecher Matthias Schuppe verweist auf einen Beschluss des Stiftungs-Kuratoriums, wonach zunächst ein Historiker die hundertjährige Geschichte der Stiftung aufarbeiten soll. Das richte sich ausdrücklich nicht gegen den Gründer, betont Schuppe. „Danach sieht man dann, was zu tun ist. Die Mittel für die Stele sind bis dahin geparkt.“
Kritik an den Vorwürfen von Eduard Prinz von Anhalt
Die Kritik der Adelsfamilie sorgt in der Staatskanzlei längst für Unmut. Kulturminister Rainer Robra (CDU) habe Prinz von Anhalt am vergangenen Freitag angerufen und ihm versichert, dass dessen Sorgen unbegründet seien, betont der Regierungssprecher. „Umso verwunderlicher und enttäuschender ist es, wenn Herr von Anhalt weiterhin unbegründete Vorwürfe erhebt.“
Es ist nicht die erste Enttäuschung. Zuletzt hatte sich Streit am Besuch der niederländischen Königsfamilie in Oranienbaum (Landkreis Wittenberg) entzündet. Eduard von Anhalt klagte in der „Bild“-Zeitung bitter, man habe ihn zum festlichen Dinner nicht eingeladen, obwohl er doch ein Verwandter des Königshauses sei. Dabei beruft er sich auf die holländische Prinzessin Henriette Catharina von Oranien-Nassau, die im 17. Jahrhundert in das Dessauer Fürstengeschlecht eingeheiratet hatte.
Die Staatskanzlei reagiert säuerlich. „Beim Essen in Oranienbaum war das Königshaus Gastgeber“, sagt Regierungssprecher Schuppe. Mit anderen Worten: Es waren Willem-Alexander und Maxima, die den Anhalter Prinz nicht sehen wollten. (mz)