E-Scooter überfordern die Fahrer E-Scooter überfordern die Fahrer: Welche Maßnahmen nun ergriffen werden sollen
Halle (Saale) - Einen Monat nach der Zulassung der elektrischen Roller in Deutschland mehren sich die Unfälle und Probleme, vor allem in Großstädten. Polizei und Tüv machen dafür vor allem die Unerfahrenheit der Fahrer verantwortlich.
„Viele Nutzer wissen noch nicht, worauf sie zu achten haben“, sagte Heidi Vogt, Sprecherin der Berliner Polizei, der MZ. Ähnlich äußerte sich der Tüv. „Die Gefahr lauert auf dem Roller“, erklärte Thomas Rohr vom Tüv Rheinland. Technisch gesehen seien dagegen alle bisher getesteten Modelle sicher.
Zuletzt hatte es in Berlin mehrere, teils schwere Unfälle gegeben. So wurde eine Frau nach einem Sturz von einem Kleintransporter überrollt und schwer verletzt. In einem weiteren Fall war eine Touristin gegen einen Lkw gefahren und hatte sich das Schienbein gebrochen. Probleme gibt es aber auch in München.
Dort wurden am vergangenen Wochenende mehr als 20 betrunkene E-Scooter-Fahrer von der Polizei erwischt. Damit bestätigen sich Befürchtungen von Verkehrsexperten. Bereits vor der Zulassung der elektrischen Roller hatte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, gegenüber der MZ erklärt, die Gefahr von Unfällen mit E-Scootern sei „wahrscheinlich“.
Auch die Polizei in Sachsen-Anhalt stellt sich auf die neue Gefahrenlage ein. „Bei einer Entwicklung wie in Berlin oder München werden wir mit verstärkten Polizeikontrollen entgegenwirken“, sagte Thomas Müller, Sprecher des Polizeireviers in Halle. Auch Präventionsmaßnahmen an Schulen seien denkbar. Müller sprach sich zudem wie der Tüv für eine Helmpflicht aus. „Wir wären froh, wenn es eine Pflicht geben würde“, sagte er.
Der Städte- und Gemeindebund weist die Forderung indes zurück. „Man muss nicht alles zur Pflicht machen“, sagte Landesgeschäftsführer Jürgen Leindecker der MZ. Vielmehr gehe es darum, an die Vernunft der Fahrer zu appellieren, von sich aus einen Helm zu tragen.
So würde es schließlich auch beim Fahrrad gehandhabt. Die größten Probleme lägen ohnehin in der schlechten Infrastruktur. „Wir haben zu viele renovierungsbedürftige Straßen“, sagte Leindecker. Vor allem die Altstädte in Halle und Magdeburg, in denen es viele gepflasterte Straßen gebe, seien eine Gefahrenquelle. E-Scooter seien da „noch anfälliger als Fahrräder“.
Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) hatte die Zulassung der E-Scooter Mitte Mai begrüßt. Sie seien eine umweltfreundliche Mobilitätsalternative, ihre Zulassung dürfe aber nicht auf Kosten der Verkehrssicherheit gehen. „Elektroroller gehören auf den Radweg.“
Der Tüv empfiehlt, vor der ersten Fahrt zu üben. „Man sollte sich nicht sofort in den öffentlichen Verkehr begeben“, sagte Sicherheitsexperte Rohr. „Selbst für geübte Radfahrer ist die Nutzung eines E-Scooters ein neues Gefühl.“ (mz)