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Radler E-Bikes werden zum Unfallrisiko für Senioren

Von Christian Schafmeister 05.04.2017, 00:00
Senioren üben in einem Kurs das sichere Fahren mit dem E-Bike.
Senioren üben in einem Kurs das sichere Fahren mit dem E-Bike. dpa

Halle (Saale) - Mit weiter stark steigenden Verkaufszahlen wächst in Sachsen-Anhalt auch die Zahl der Unfälle mit E-Bikes. Wurden 2014 landesweit 21 Unfälle erfasst, so waren es 2016 bereits 38. Im selben Zeitraum stieg die Zahl der Verletzten von 15 auf 28. Darüber hinaus gab es im Vorjahr nach Angaben des Innenministeriums die ersten drei Todesopfer. Auch bundesweit stiegen die Zahlen der Unfälle und Opfer zuletzt stark an. Dabei sind besonders Senioren betroffen. So waren auch die drei Unfalltoten in Sachsen-Anhalt 68, 83 und 85 Jahre alt.

Unfallforschung der Versicherer: „Viele Senioren freuen sich über neu gewonnene Mobilität, haben dann aber Schwierigkeiten mit dem Handling ihres E-Bike“

Nach einer Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) sind E-Bikes zwar grundsätzlich nicht gefährlicher als gewöhnliche Fahrräder. Das Problem sei jedoch, dass überdurchschnittlich viele ältere Menschen mit den heute gängigen E-Bikes unterwegs sind, die Motorunterstützung bieten, sobald der Fahrer in die Pedale tritt. Frühere Modelle, die auf Knopfdruck ohne Pedalunterstützung fahren, werden kaum mehr verkauft. „Viele Senioren freuen sich über neu gewonnene Mobilität, haben dann aber Schwierigkeiten mit dem Handling ihres E-Bike“, erklärte UDV-Leiter Siegfried Brockmann. „Nicht das E-Bike ist also das Problem, sondern die überwiegende Nutzergruppe.“ Daher seien die Händler in einer besonderen Verantwortung, bei der Auswahl des optimalen Geräts sachkundig zu beraten und die Pedelec-Fahrer ausführlich einzuweisen, erklärte Brockmann. Die Fahrer könnten aber auch selbst für mehr Sicherheit sorgen, indem sie beispielsweise an Trainings-Veranstaltungen der Verkehrswacht teilnehmen und bei jeder Fahrt einen Helm tragen.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) führt die Zunahme der Unfallzahlen insbesondere auf die gestiegenen Verkaufszahlen der E-Bikes, aber auch auf die deutlich höhere Reichweite zurück. So gibt es in Deutschland bereits mehr als drei Millionen E-Bikes. Allein im Vorjahr wurden 600 000 Stück verkauft, 120 000 mehr als zwei Jahre zuvor. Ähnlich wie die UDV hält der ADFC die E-Bikes grundsätzlich nicht für gefährlicher als Fahrräder, verweist aber ebenfalls auf die vielen älteren Fahrer. „Und bei denen können bereits leichtere Unfälle schwere Folgen haben“, erklärte ADFC-Sprecherin Stephanie Krone.

Zu starkes Bremsen führt oft zum Sturz

Nach einer Analyse von Unfällen mit E-Bikes in Baden-Württemberg, die für die Deutsche Hochschule der Polizei erstellt wurde, verunglücken Fahrer zwar nicht öfter als die Nutzer herkömmlicher Räder, doch sind die Folgen meist schwerwiegender. So war der Anteil der Verletzten in der Studie etwas höher als bei Unfällen mit gewöhnlichen Fahrrädern. Als Ursache vermuten die Studien-Autoren die leicht höhere Geschwindigkeit, wenn auch die meisten der Fahrer von E-Bikes die Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde nicht voll ausnutzten. Modelle, mit denen auch Tempo 45 erreicht werden kann, werden nur selten verkauft.

Bei Unfällen ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer führte oft falsches, meist zu starkes Bremsen zum Sturz. „Deshalb besteht Handlungsbedarf, insbesondere bei der Beratung und Aufklärung potenzieller Neukunden“, schreiben die Autoren vor allem mit Blick auf die ältere Zielgruppe. So waren in Baden-Württemberg 72 Prozent der befragten Unfall-Opfer bereits älter als 61 Jahre.

(mz)