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Gesundheit Die Hitzewelle erreicht Sachsen-Anhalt: Trinken ist jetzt lebenswichtig

Hohe Temperaturen machen dem Körper zu schaffen und können dabei sogar zu medizinischen Notfallsituationen führen. Auf welche Warnsignale man achten muss.

Aktualisiert: 18.07.2022, 13:46
Getränke wie Mineralwasser helfen bei hohen Temperaturen, den Verlust von Flüssigkeit durch Schwitzen auszugleichen.
Getränke wie Mineralwasser helfen bei hohen Temperaturen, den Verlust von Flüssigkeit durch Schwitzen auszugleichen. Foto: dpa

Halle (Saale)/MZ - Die nächsten Tage bringen Temperaturen deutlich über 30 Grad. Welche Menschen dabei besonders gefährdet sind und wie man sich schützen kann, dazu hat Matthias Müller die wichtigsten Punkte mit Dr. Tino Prell zusammengefasst. Prell ist Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Altersmedizin am Universitätsklinikum Halle.

Hitzeschutz: Ab welcher Temperatur wird der Körper verstärkt belastet?

„Spätestens ab einer gefühlten Temperatur von 32 Grad sollte man verstärkt auf Hitzeschutz achten“, sagt Tino Prell. Für den Menschen sei es wichtig, die Körpertemperatur konstant zu halten. Wenn die Außentemperaturen steigen, müsse der Körper gegenregulieren - etwa durch vermehrtes Schwitzen. Ein übermäßiger Verlust von Flüssigkeit und Blutsalzen dabei, genannt Dehydration, könne aber zu Beschwerden, Schwäche, Konzentrationsstörungen bis hin zu Verwirrtheit und Ohnmacht führen.

Extreme Hitze: Welche Menschen sind besonders gefährdet?

„Ein besonders hohes Risiko für Schäden durch Hitze haben ältere und chronisch kranke Menschen sowie Kinder“, erklärt Prell. Denn verschiedene normale Veränderungen im Alter erhöhen das Risiko für eine Dehydratation. So nehme im Alter das Durstempfinden ab und die Niere könne den Urin nicht mehr so gut konzentrieren, so dass mehr Flüssigkeit ausgeschieden werde. Der Wassergehalt im Körper sinke zudem mit zunehmendem Alter, somit sei die Flüssigkeitsreserve geringer. „Viele ältere Erwachsene nehmen zudem Medikamente wie Diuretika und Abführmittel ein, die den Flüssigkeitsverlust erhöhen können.“ Daneben gibt es laut Prell weitere Risikofaktoren: Gedächtnisprobleme können dazu führen, dass Ältere vergessen zu trinken - oder vergessen, dass sie nicht getrunken haben. Auch soziale Isolation könne dazu beitragen, dass zu wenig gegessen und getrunken werde.

Wie können sich vor allem Ältere bei großer Hitze  schützen?

„Meiden Sie die Hitze, gehen Sie nicht in die direkte Sonne“, betont der Mediziner. Wenn möglich, sollte man nicht in der heißesten Zeit nach draußen gehen und große Anstrengungen vermeiden. Körperliche Aktivitäten sollten in kühleren Morgenstunden erfolgen. Wichtig sei eine ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr. Schon bei normalen Temperaturen sollten ältere Frauen mindestens 1,6 Liter Getränke pro Tag trinken, ältere Männer mindestens zwei Liter. Bei Hitze ist es entsprechend mehr, in der Regel zweieinhalb bis drei Liter pro Tag - außer es bestehen ärztliche Einschränkungen bei speziellen Erkrankungen des Herzens oder der Niere.

„Trinken Sie möglichst über den Tag verteilt und nicht erst, wenn Sie Durst haben“, sagt Prell. Zudem gelte: Räume möglichst kühl halten, etwa durch Lüften in den kühlen Morgenstunden. Auch jüngere Menschen sollten solche Regeln bei Hitze beachten: „Je nach körperlicher Aktivität kann hier auch noch eine höhere Flüssigkeitszufuhr notwendig sein“, so der Experte.

Viele Menschen nehmen Medikamente, etwa zur Regulierung des Blutdrucks. Muss man bei Hitze die Dosis anpassen?

„Wenn der Blutdruck sehr niedrig ist, weil man zu wenig getrunken hat, sollte vordergründig mehr getrunken werden“, sagt Prell. Medikamente sollten nicht ohne ärztliche Rücksprache verändert werden. Die abrupte Reduktion mancher Blutdruckmedikamente etwa könne zum rasanten Anstieg des Blutdrucks führen, was Kreislaufprobleme verstärke. Sollten bei Hitze vermehrt ein Schwächegefühl und Taumeligkeit bestehen oder einem schwarz vor Augen werden, sollte man zunächst häufiger den Blutdruck messen. Ist dieser niedriger als üblich, sollte man den Hausarzt konsultieren und überlegen, vorübergehend einen Teil der Medikamente anzupassen. „Es kann auch sinnvoll sein, bereits vor den Hitzewellen mit dem Hausarzt zu sprechen, welche Medikamente man gegebenenfalls reduzieren sollte.“

Welche Erkrankungen können bei Hitze auftreten?

„Typische hitzebedingte Erkrankungen sind Hitzekrämpfe, Hitzeerschöpfung, Hitzschlag und Sonnenstich“, so Prell. Hitzekrämpfe entstehen durch vermehrtes Schwitzen bei körperlicher Anstrengung. Symptome sind dabei Muskelkrämpfe, Kopfschmerzen oder Übelkeit. „Hier reicht es meist, sich körperlich zu schonen und zu trinken.“ Eine Hitzeerschöpfung gehe mit Dehydrierung und Überwärmung des Körpers zwischen 37 und 40 Grad einher, begleitet von Schwäche, Blässe und Schwindel bis hin zu Verwirrtheit und Bewusstlosigkeit. Hier sind Abkühlung und Trinken nötig. Dauern die Beschwerden länger als eine Stunde, sollte ein Arzt geholt werden.

„Ruht man sich in dem Fall nicht aus, kann es zum Hitzschlag kommen“, warnt Prell. „Dies ist ein medizinischer Notfall, weil die Körpertemperatur stark ansteigt und es zu bleibenden Hirn- und Organschädigungen kommen kann.“ Daher müsse bei Körpertemperaturen über 40 Grad mit Störungen des Bewusstseins der Notruf 112 gewählt werden. Im Gegensatz dazu könne ein Sonnenstich, verursacht durch langen Aufenthalt in der Sonne ohne Kopfbedeckung, meist ambulant behandelt werden. Die Körpertemperatur bleibt dabei normal, es kommt zu Kopf- und Nackenschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Erbrechen. „Hier sollte ebenfalls für Abkühlung gesorgt werden und der Kopf hochgelagert werden“, rät der Arzt.