Kindheit im Osten Zuckertüte, Pionierlager, Wehrunterricht: Das kennen Sie nur, wenn Sie in der DDR aufgewachsen sind
Erinnern Sie sich noch an ihre Jugendweihe? Oder an das Pionierlager? Viele der Traditionen der DDR sind längst verschwunden – andere leben bis heute weiter.

Magdeburg/Halle (Saale)/DUR.- Wer in der DDR aufgewachsen ist und gelebt hat und heute durch alte Fotoalben blättert, findet sie bestimmt: Einschulungsbilder mit Zuckertüte oder Fotos von sich im Anzug zur Jugendweihe.
Manche der Traditionen haben bis heute überlebt, andere sozialistische Jugendinitiativen sind mit der Wiedervereinigung auch verschwunden.
Zuckertüte zur Einschulung: So wurde der Schulstart in der DDR gefeiert
Früher wie heute ist die Einschulung ein großer Moment für Kinder. In der DDR wurden sie in die zehnklassige Polytechnische Oberschule (POS) eingeschult.
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Highlight für viele Schulkinder: die Zuckertüte. Gefüllt war und ist sie heute auch noch mit Süßigkeiten und Materialien für den neuen Lebensabschnitt – Stifte, Lineal und Zirkel.
In der DDR wurde der Tag meist besonders begangen: Es wurden Fotos gemacht, es gab Kaffee und Kuchen sowie eine Party. Die Tradition, dass die Schuleinführung groß gefeiert wird, hält sich bis heute.
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Pionierlager in DDR: Ferienlager mit politischem Auftrag
In der DDR gab es sogenannte zentrale Pionierlager – eine besondere Form der Ferienlager. Die Gestaltung der Freizeit von Schülern und Lehrlingen diente hierbei vor allem als wesentlicher Bestandteil der sozialistischen Erziehung und Jugendbildung.
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Auf dem Programm standen Sport, Spiel sowie Ausflüge. Unter anderem gab es auch kulturelle und kreative Angebote wie Filmvorführungen oder Basteln und Malen.
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Pionierlager fanden oft für Schüler ab Klasse 4 oder 5 statt. Jugendliche ab 14 Jahren nahmen eher an FDJ-Lagern teil.
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Jugendweihe als Einstieg zum Erwachsenwerden: "Konfirmation des Ostens"
Während viele Jugendliche in der Bundesrepublik ihre Konfirmation feierten, markierte in der DDR die Jugendweihe für 14-jährige Schülerinnen und Schüler den Übergang ins Erwachsenenalter. Sie diente zugleich der Vorbereitung auf ihre zukünftige Rolle in der sozialistischen Gesellschaft.
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Organisiert wurde die Jugendweihe von den Ausschüssen für Jugendweihen, den Schulen sowie der Jugendorganisation FDJ (Freie Deutsche Jugend).
Der offizielle Akt bestand aus einem Programm mit Tanz, Gesang und Gedichten, einer Ansprache, dem Gelöbnis der Jugendlichen und dem Überreichen von Präsenten. Dann wurde meist mit der Familie gefeiert.
Heutzutage werden die Jugendweihen in vielen ostdeutschen Orten weiter gefeiert, organisiert werden sie in der Regel von speziellen Vereinen.
Lager für Arbeit und Erholung: DDR-Ferien mit Lohn und Disziplin
Schüler in der DDR hatten verschiedene Möglichkeiten, ihre Sommerferien zu verbringen. Ab der achten Klasse konnten Schüler am Lager für Arbeit und Erholung teilnehmen. Dabei arbeiteten sie an fünf Tagen pro Wochen zwischen vier und sechs Stunden in einem Betrieb. Die Arbeitszeit wurde ihnen bezahlt.
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Die restliche Tageszeit sowie an zwei freien Tagen pro Woche hatten die Jugendlichen Freizeit. Untergebracht waren die Teilnehmer in der Regel in Lehrlingswohnheimen.
Wehrerziehung in Ostdeutschland war ab der neunten Klasse Pflicht
Wehrunterricht war in der ehemaligen DDR ein Teil der Wehrerziehung. Teilnehmen mussten alle Schüler der neunten und zehnten Klassen der Polytechnischen und Erweiterten Oberschulen (EOS). Der Unterricht bestand aus Theorie, einem Wehr- oder Zivilverteidigungslager und abschließend den sogenannten Tagen der Wehrbereitschaft.

Jungen absolvierten in der neunten Klasse ein zweiwöchiges Wehrlager. Mädchen hingegen nahmen in der Regel an einem Lehrgang teil, bei dem es um Erste Hilfe und Evakuierungsmaßnahmen ging.