Nahverkehr Das sind die S-Bahn-Pläne für Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt will das S-Bahn-Netz im Landessüden deutlich ausbauen. Ein wichtiges Projekt wird jetzt angeschoben, doch in vielen Fällen fehlt das Geld.

Merseburg/Halle/MZ - Halle, Eisleben, Bitterfeld-Wolfen, Wittenberg, Dessau-Roßlau und etliche kleinere Orten im Süden Sachsen-Anhalts haben ihn schon. Naumburg, Weißenfels, Merseburg und Querfurt warten noch darauf – auf den Anschluss an das mitteldeutsche S-Bahn-Netz. Nach den Plänen des Landes sollen auch diese Städte in den kommenden Jahren von S-Bahnen statt von Regionalzügen angesteuert werden. Das Land will das Netz deutlich ausbauen. Allerdings: In den meisten Fällen ist noch nicht klar, woher das Geld kommen soll, um die Züge zu betreiben.
Ein S-Bahn-Anschluss werde stark wahrgenommen, er stehe für einen urbanen Ballungsraum, sagte Peter Panitz, Geschäftsführer der Landesnahverkehrsgesellschaft Nasa, am Mittwoch in Merseburg (Saalekreis). Das Netz im Landessüden weise aber Lücken auf, die das Land schließen wolle. Einen entscheidenden Schritt dazu kündigten Panitz, Infrastrukturministerin Lydia Hüskens (FDP) und Sachsen-Anhalts oberster Bahn-Manager Martin Walden am Mittwoch an: In wenigen Wochen soll die Vorplanung für eine S-Bahn-Verbindungskurve bei Spergau (Saalekreis) vergeben werden.
Lesen Sie auch: Die S-Bahn ist mehr als nur Kosmetik - ein Kommentar
Der Bund bezahlt den Bau der S-Bahn-Verbindungskurve
Als Kohleausstiegsprojekt wird der Bau der rund zwei Kilometer langen Verbindung vom Bund bezahlt. Die Strecke soll eine direkte S-Bahn-Linie von Merseburg nach Leipzig ermöglichen, sie soll nach jetzigem Stand voraussichtlich aber erst Mitte der 2030er Jahre fertig sein. Bis dahin muss noch in Halle oder in Großkorbetha umgestiegen werden.
Mit der Kurve würden Merseburg, Halle und Leipzig künftig enger zusammenrücken, sagte Hüskens. Ob die jüngsten Pläne des Bundes, beim Bau von Schienenwegen und Straßen schneller zu werden, auch den Bau der Kurve beschleunigen könnten, ist offen. Bahn-Manager Walden wollte sich am Mittwoch nicht auf einen Zeitplan festlegen: Die Strecke werde „so schnell es geht“ fertig sein. „Wir wollen keine Zeit verlieren.“
Die S-Bahn-Ausbaupläne des Landes gehen aber noch weiter. Verglichen mit anderen Projekten ist eine Linie von Naumburg nach Leipzig schon in greifbare Nähe gerückt. Sie soll Ende 2026 eingerichtet werden, wenn die erste Ausbaustufe des mitteldeutschen S-Bahn-Netzes ohnehin an einen neuen Betreiber vergeben wird. Die Nasa strebt sogar einen Start ein Jahr vorher, Ende 2025 an. Ob dies möglich sei, hänge allerdings von Bauarbeiten im Bahnknoten Leipzig ab, sagte Nasa-Chef Panitz.
Die S-Bahn hat deutlich an Attraktivität gewonnen.
Peter Panitz, Geschäftsführer der Landesnahverkehrsgesellschaft Nasa
Die S-Bahn Naumburg-Leipzig ist bisher auch die einzige der geplanten neuen Linien, deren Betrieb finanziell abgesichert ist. Dafür sind die Länder zuständig, denen der Bund sogenannte Regionalisierungsmittel für den Nahverkehr auszahlt. „Das Geld ist da“, betonte Panitz, „auch auf sächsischer Seite.“
Für die Verbindung Merseburg-Leipzig gilt das noch nicht. Dennoch hält die Nasa sich dort eine Option offen: Eine S-Bahn-Linie zwischen beiden Städten könnte auch schon eingerichtet werden, bevor die Spergauer Kurve fertig ist. Allerdings wären die Züge dann länger unterwegs und müssten in Großkorbetha die Fahrtrichtung ändern. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Finanzierung des Betriebs auch in Sachsen gesichert sei. „Dann könnten wir darüber reden“, sagte Panitz.
In die Kategorie „Vision“ dagegen fällt bislang noch eine geplante S-Bahn-Linie von Halle über Merseburg nach Querfurt. „Wir müssen sehen, ob wir das finanziell umsetzen können“, sagte der Nasa-Chef. Derzeit pendeln zwischen Querfurt und Merseburg Regionalbahnen. Einzelne Züge fahren bereits bis Halle. Derzeit prüft die Nasa, bereits Ende kommenden Jahres alle Züge bis Halle zu verlängern. Vorausgesetzt, das Geld ist da.
Die Nachfrage nach den S-Bahn-Verbindungen steigt
Ebenso entscheidend ist die Geldfrage für die Verbindung Leipzig-Zeitz-Gera. Dort ist bereits klar: Bis Ende 2036 bleibt es bei Regionalbahnen. Bis dahin soll die Strecke zweigleisig ausgebaut und mit einer Oberleitung ausgerüstet werden. Sachsen-Anhalt hätte die Linie schon jetzt gerne zu einer S-Bahn aufgewertet, konnte sich gegenüber Sachsen und Thüringen aber nicht durchsetzen.
Nach Erhebungen der Nasa wird das S-Bahn-System zunehmend stärker nachgefragt, die Fahrgastzahlen steigen. Panitz sprach von Zuwächsen bis zu 30 Prozent auf den Verbindungen Halle-Leipzig, Halle-Bitterfeld, Leipzig-Bitterfeld und Bitterfeld-Dessau im Vergleich zum Jahr 2012. „Seit es die S-Bahn gibt, hat sie deutlich an Attraktivität gewonnen.“