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Rufe nach neuem Impfplan Corona Sachsen-Anhalt: Erst 4,4 Prozent der Sachsen-Anhalter mit erster Spritze

Von Jan Schumann 02.03.2021, 06:00
Eine Apothekerin zieht in einem Impfzentrum eine Spritze mit dem Impfstoff des Herstellers Pfizer-BioNTech auf.
Eine Apothekerin zieht in einem Impfzentrum eine Spritze mit dem Impfstoff des Herstellers Pfizer-BioNTech auf. dpa

Magdeburg - In Sachsen-Anhalts Landesregierung werden Forderungen laut, Corona-Impfungen zügig für weitere Bevölkerungsgruppen zuzulassen. Im Fokus sind vor allem systemrelevante Staatsbedienstete: Innenminister Michael Richter forderte am Montag eine Impffreigabe für alle Polizisten, Bildungsminister Marco Tullner (beide CDU) will sämtliche Mitarbeiter in Schulen impfen lassen. Hintergrund: Mit dem Hochfahren des Schulbetriebs am Montag steigen ab sofort wieder die Kontaktdichte und die Ansteckungsrisiken in der Pandemie.

Aktuell können sich nur Lehrer in Grund- und Förderschulen schützen lassen. Tullner habe bei dieser Regelung „grundsätzliche Bedenken“, da es kein Impfrecht für Lehrer in weiterführenden Schulen gebe, schrieb er in einem Brief an Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Vor allem in den Abschlussklassen bestünden Risiken. Auch Innenminister Richter erhöhte den Druck: „Ich erwarte, dass die Vollzugsbeamten alle geimpft werden.“ Die bisherige Berechtigung für Bereitschaftspolizisten sei nicht ausreichend. „Wer zum Familienstreit gerufen wird und in eine Wohnung reingeht, muss genauso geschützt werden“, so Richter.

Die Forderungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem Sachsen-Anhalt umfangreiche Impfstoff-Lieferungen erwartet. Bis Anfang April sollen insgesamt fast 277.000 Dosen aller drei verfügbaren Vakzine geliefert werden, so das Gesundheitsministerium. Darunter allein 108.000 Dosen des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca.

Berichte, laut denen einzelne Impfwillige diesen Stoff abgelehnt haben sollen, hatten die Politik zuletzt beunruhigt. In Sachsen-Anhalt waren bis Montag 23.000 der bisher 37.000 gelieferten Dosen ungenutzt. „Ich verstehe die Zurückhaltung nicht“, sagte der CDU-Sozialpolitiker Tobias Krull der MZ. „Wenn ich die Möglichkeit hätte, mich mit Astrazeneca impfen zu lassen, würde ich das sofort machen.“

Der Abgeordnete warnte: „Es kann nicht sein, dass wir jetzt große Impfstoffvorräte anlegen. Alles muss verimpft werden.“ Sobald genug Stoff vorhanden sei, sollten deshalb auch die Prioritätsstufen zwei und drei vollen Zugang zu Spritzen bekommen, so Krull. Profitieren könnten dann nicht nur Personen ab 60 Jahren, sondern auch zahlreiche Vorerkrankte, Verwandte von Pflegebedürftigen und mehr Mitarbeiter in systemrelevanten Jobs. Aktuell fahren Sachsen-Anhalts Impfzentren die Behandlungen für unter 65-Jährige in der zweiten Prioritätsstufe hoch: In einer Großaktion waren am Wochenende insgesamt 800 Mitarbeiter aus Grundschulen und Kitas im Landkreis Jerichower Land geimpft worden.

Konkrete Zeitpläne für neue, erweiterte Impfberechtigungen nannte das Gesundheitsministerium am Montag nicht. Entscheidend sei neben den Liefermengen auch der Fortschritt in der höchsten Prioritätsstufe. Mittlerweile hätten bereits 93 Prozent der Heimbewohner eine Erstimpfungen bekommen. Landesweit haben laut Robert-Koch-Institut aber erst 4,4 Prozent der Sachsen-Anhalter eine erste Spritze erhalten. Damit belegt Sachsen-Anhalt bundesweit den vorletzten Rang.

Zum Schul-Neustart erneuerten Lehrervertreter und Landespolitiker ihre Forderungen nach regelmäßigen Corona-Testungen für Schüler. Die Landesregierung berät aktuell über eine Umsetzung. Seit wenigen Tagen sind verschiedene „Laien-Selbsttests“ zugelassen. „Es wird daher erwartet, dass diese zeitnah für alle - und dementsprechend auch für Schülerinnen und Schüler - zugänglich sein werden“, so das Landesgesundheitsministerium. Die Bundesregierung führe dazu Verhandlungen mit verschiedenen Herstellern. (mz)