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Arbeitslosigkeit sinkt Arbeitslosigkeit sinkt: Sachsen-Anhalt lässt drei westdeutsche Länder hinter sich

Von Steffen Höhne 30.09.2020, 16:33

Halle (Saale) - Die Corona-Krise wird sich auf die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt laut Landesarbeitsagentur nicht weiter negativ auswirken. „Ich rechne mit einem weiteren Rückgang der Erwerbslosigkeit, solange es keinen zweiten Lockdown gibt“, sagte Arbeitsagentur-Geschäftsführer Markus Behrens.

Er gehe davon aus, dass „im Herbst 2021 - spätestens 2022 - die Zahl der Arbeitslosen im Land wieder auf das Niveau vor der Krise gesunken ist“. Im September waren 86.200 Frauen und Männer im Land arbeitslos gemeldet, das waren 4.500 weniger als im August.

Arbeitsagentur-Geschäftsführer: Keine Pleitewelle von Firmen erwartet

Anders als viele Insolvenzverwalter und Wirtschaftsforscher erwartet Behrens keine Pleitewelle von Firmen. „Im Handel und der Gastronomie, die durch Zwangsschließungen stark von der Pandemie betroffen waren, hat sich die Lage deutlich verbessert“, berichtet Behrens.

Hohe Kurzarbeiterzahlen gebe es aktuell in der Metall- und Elektroindustrie. „Viele Unternehmen werden es in diesem Jahr jedoch schaffen, sich selbst zu restrukturieren“, sagt der Arbeitsmarktexperte. Kurzarbeitergeld und staatliche Kredite würden dabei helfen.

Insolvenzverwalter Flöther rechnet mit Pleitewelle

Der bekannte hallesche Insolvenzverwalter Lucas Flöther, der zuletzt die Insolvenzen der Fluggesellschaften Air Berlin und Condor verwaltete, rechnet dagegen mit einer Pleitewelle ab kommendem Jahr. Durch die vorübergehende Aussetzung der Insolvenzordnung müssen überschuldete Firmen derzeit keine Insolvenz anmelden. Das werde jedoch nachgeholt.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo erwartet im zweiten Halbjahr zwar einen kräftigen Aufschwung. So soll das Wachstum von Juli bis Ende September um 6,9 Prozent steigen. Während des Shutdown sei die Wirtschaftsleistung aber noch deutlich stärker eingebrochen, erläutert Ifo-Wirtschaftsforscher Timo Wollmershäuser. Insgesamt schrumpfe die Wirtschaft 2020.

Das Ifo-Institut geht - auch wegen vieler erwarteter Insolvenzen - davon aus, dass sich der Arbeitsmarkt bis 2022 nicht erholt.

Sachsen-Anhalts Wirtschaft kommt vergleichsweise glimpflich durch Corona-Krise

Der Wirtschaftseinbruch in Sachsen-Anhalt infolge der Corona-Pandemie ist nach Einschätzung der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB) weniger stark als in anderen Bundesländern. So lagen laut Nord/LB-Regionalexperte Eberhard Brezski die Industrieumsätze im Juni 8,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau und brachen weniger stark ein als im Bundesschnitt (minus 13,9 Prozent).

Verantwortlich dafür sei unter anderem die starke Ernährungsindustrie im Land.

Sachsen-Anhalt steht besser da als Nordrhein-Westfalen, Bremen, Berlin und Hamburg

Das hat Folgen auf dem Arbeitsmarkt. Die aktuelle Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt liegt mit 7,7 Prozent unter der von Bremen, Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Die Entwicklung verläuft in Sachsen-Anhalt regional jedoch sehr unterschiedlich. Insgesamt gibt es laut Behrens durch die Corona-Krise etwa 17.000 Arbeitslose mehr im Land. Besonders negativ verlief die Entwicklung im Landkreis Harz. Dort stieg die Zahl der Arbeitslosen um ein Viertel.

„Im Harz gibt es viele Autozulieferer, und viele Arbeitnehmer pendeln auch zu Zulieferern in Niedersachsen“, erläutert der Arbeitsagentur-Chef. Dort würden viele Stellen abgebaut. Im benachbarten Salzlandkreis erhöhte sich die Arbeitslosigkeit dagegen lediglich um 4,1 Prozent. Das dürfte einer der niedrigsten Werte in ganz Deutschland sein. (mz)