Kommentar zum Digitalradio DAB+ UKW stirbt - aber nicht eines natürlichen Todes
Die alte und bewährte Radiotechnik UKW soll weichen. Verantwortlich sein will jedoch niemand.

Magdeburg/MZ - Es gibt technische Entwicklungen, die fast jeden sofort überzeugen. Der Farbfernseher war ein solcher Fortschritt, das Mobiltelefon ebenso. Die Geräte überzeugten durch ihren Mehrwert, und dafür zahlten die Nutzer auch freiwillig höhere Preise.
Das Digitalradio DAB+ gehört nicht in diese Reihe. Für die meisten Menschen gibt es sachlich überhaupt keinen Grund zum Wechsel. Weil einflussreiche Akteure es so wollen, kommt der Technikwechsel dennoch. Er erfolgt aber in einem quälend langen und teuren Übergangsprozess.
Auf diese Technik hat niemand gewartet
Ohne Zweifel hat DAB+ Vorteile: Die Tonqualität ist besser, es gibt mehr Frequenzen für neue Radioprogramme, auch lassen sich neben dem Tonsignal mehr ergänzende Texte und auch Bilder übertragen. Nur: All das hat kaum jemand vermisst. UKW ist ein ausgereiftes System, das die wenigsten freiwillig gegen ein neues eintauschen würden. Marktanteile erobert DAB+ vor allem deshalb, weil das EU-Parlament es zur Pflicht für Neuwagen erklärt hat.
Dass nicht die Verbraucher DAB+ wollen, sondern nur die Industrie und ihre Unterstützer in der Politik, macht die Einführung zu einem teuren Unterfangen. Weil der schnelle Durchbruch ausbleibt und bis heute die meisten Menschen UKW nutzen, müssen die privaten und öffentlich-rechtlichen Radiostationen gleich zwei Verteilsysteme betreiben.
Die Politik will sich nicht offen gegen die vielen UKW-Nutzer stellen
Jeder wartet jetzt darauf, dass andere handeln. Den Privaten wäre es recht, wenn die öffentlich-rechtlichen Anstalten den Systemwechsel durchsetzen und sie folgen können, ohne Hörer zu verlieren. Den Öffentlich-Rechtlichen wäre es am liebsten, wenn die UKW-Abschaltung von der Politik vorgeschrieben wird. Diese aber will sich nicht gegen die vielen Wähler stellen, die auf neue Geräte gar keine Lust haben.
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Ja, UKW stirbt. Aber es stirbt nicht eines natürlichen Todes, es wird sehr langsam gemeuchelt. Und zu der Tat bekennen will sich niemand.