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Rund 40 Prozent weniger Umsatz in Sachsen-Anhalt 2G dämpft Shoppinglust: Händler enttäuscht über viertes Adventswochenende

Viele Händler beklagen Umsatzeinbußen am letzten Wochenende vor Weihnachten. Einige Kunden sind genervt, andere vorsichtig. Worauf die Läden jetzt hoffen.

Von Max Hunger 19.12.2021, 20:00
In vielen Geschäften müssen Kunden ihren Impfnachweis vorzeigen - das dämpft bei vielen die Lust zum Einkaufsbummel.
In vielen Geschäften müssen Kunden ihren Impfnachweis vorzeigen - das dämpft bei vielen die Lust zum Einkaufsbummel. Foto: imago images/Rüdiger Wölk

Halle/MZ - Sonst ist es die umsatzstärkste Zeit, doch in diesem Jahr ist das Weihnachtsgeschäft für viele stationäre Händler ein Debakel: Die Corona-Maßnahmen sorgen fürmassive Einbußen im Einzelhandel in Sachsen-Anhalt. Nach Angaben des Handelsverbands (HDE) ging der Umsatz hier am letzten Wochenende vor Weihnachten um rund 40 Prozent gegenüber dem Vorkrisenwinter zurück. Hauptgrund sind demnach die 2G-Maßnahmen und eine gedämpfte Kauflaune aufgrund der Pandemie. „Es ist eine herbe Enttäuschung“, sagte HDE-Landesgeschäftsführer Knut Bernsen der MZ.

Seit rund zwei Wochen dürfen in vielen Läden nur noch Geimpfte und Genesene einkaufen. Ausgenommen sind Geschäfte, die Waren des täglichen Bedarfs verkaufen - etwa Supermärkte und Drogerien. Besonders hart trifft das Textilgeschäfte, Bücherläden, Juweliere und Spielzeughändler. Bisher generierte das Weihnachtsgeschäft hier bis zu einem Drittel ihres Jahresumsatzes.

Juwelierin rechnet mit 50 Prozent weniger Umsatz

Trotz durchwachsener Zwischenbilanz - am vierten Adventswochenende prägten lange Schlangen und dichtes Getümmel die Innenstadt von Halle. „Die Leute kommen gezielter“, sagte Falk Cierpinski, Geschäftsführer von „Cierpinski Sport“. Er schätzt die Besucherfrequenz derzeit dennoch um ein Drittel niedriger ein als im Vorkrisenwinter. Denn die Kontrolle von Impfnachweisen am Ladeneingang verhindere den spontanen Einkaufsbummel. „Die Luft ist raus“, sagte Cierpinski. Im Juweliergeschäft von Kerstin Folter in Halle ist die Lage noch drastischer: Sie zählt weniger als halb so viele Kunden wie üblich. „Normalerweise springen wir vor Weihnachten im Dreieck. Jetzt ist es wahnsinnig ruhig.“ Sie hoffe nun auf Spontankäufe kurz vor Heiligabend, so Folter.

Bei den Kunden mischt sich Kontrollfrust mit der Angst vor Ansteckung: „Es ist stressig“, sagte ein 56-jährige Brandenburger mit Blick auf die Einlasskontrollen. Er war am Wochenende mit seiner Frau aus dem Nachbarland angereist, um den Wintermarkt zu besuchen und Geschenke zu kaufen. Doch nun wolle er vieles doch im Internet bestellen. „Ich habe die Schnauze voll.“ Andere Kunden hingegen treibt die Pandemie zur Vorsicht: „Ich finde die 2G-Kontrollen richtig“, betonte ein 73-jähriger Hallenser. Wo das zu locker gehandhabt werde, gehe er erst gar nicht einkaufen.

Handelsverband warnt vor aggressiven Kunden

Die 2G-Kontrollen sind für die Verkäufer mitunter eine Belastung: Der Bundeshandelsverband warnte am Wochenende vor einer Zunahme der Aggressivität. „Wenn Ungeimpften der Zutritt verwehrt wird, sind Beleidigungen an der Tagesordnung“, sagte Bundesverbandsvize Andreas Bartmann. Teilweise seien Mitarbeiter bereits bespuckt worden. Laut HDE sind solche Konflikte in Sachsen-Anhalt bislang selten.

Vor allem Innenstadthändler fürchten nun um ihr Geschäft. Jeder fünfte Laden sehe sich akut bedroht, warnte HDE-Landeschef Bernsen. Er forderte eine staatliche Unterstützung für betroffene Läden, die über die bisherige Fixkostenerstattung hinausgeht. „Sie brauchen jetzt jeden Euro.“