21 neue Fälle in Magdeburg 21 neue Fälle in Magdeburg: Corona-Ampel jetzt auf Rot - OB spricht von "Absperrung"

Magdeburg - Erstmals seit Einführung des Ampelsystems zur Visualisierung des Corona-Infektionsgeschehens hat eine Region in Sachsen-Anhalt die Warnfarbe Rot erreicht. In Magdeburg wurden am Freitag insgesamt 21 neue Coronafälle gemeldet. Laut Stadtverwaltung sind das 80 mehr als eine Woche zuvor. Außerhalb der Landeshauptstadt wurden nach Zahlen des Sozialministeriums in Sachsen-Anhalt seit Donnerstag keine weiteren Fälle verzeichnet.
Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) reagierte mit der Schließung von Schulen, Horten, Spielplätzen und Freizeiteinrichtungen. Im MDR brachte er allerdings auch harte Maßnahmen ins Spiel, sollte sich das Virus nicht unter Kontrolle bringen lassen. Als „letzter Schritt“ stehe den Behörden eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit zur Verfügung, sagte er. „Dann muss so ein Stadtteil abgesperrt werden, dann muss der zugemacht werden. Dann kommt da keiner mehr rein und raus, und die Polizei muss das bewachen“, sagte Trümper am Donnerstagabend. Am Freitag hieß es aus dem Rathaus, aktuell stehe derlei aber nicht an.
Sozialministerium: Einschränkungen reichen derzeit aus
Auch das Sozialministerium hält die bereits geltenden Einschränkungen für ausreichend. „Natürlich kann es in letzter Konsequenz zu einem Lockdown kommen“, sagte Ministeriumssprecherin Ute Albersmann. „An diesem Punkt sind wir aber noch nicht.“
Der rote Warnwert auf der Ampel ist erreicht, wenn in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt die Zahl von 30 Corona-Infizierten je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche erreicht wird. Magdeburg hat diesen Wert laut Sozialministerium mit 31,22 Fällen am Freitag gerissen. Sachsen-Anhalt setzt die Schwelle für eine rote Ampel allerdings niedriger an: Bundesweit gilt die Zahl von 50 Fällen. Ist der Warnwert erreicht, müssen Eindämmungsmaßnahmen festgesetzt werden. Zuständig sind neben dem örtlichen Gesundheitsamt auch das Landesamt für Verbraucherschutz und der Pandemiestab im Sozialministerium.
Elf Schulen hat die Stadt zur Eindämmung des Virus geschlossen. Zuletzt traf es eine Grundschule, in der eine infizierte Putzkraft gearbeitet hatte. Weil unklar ist, mit wie vielen Personen der Mann Kontakt hatte, sollen sämtliche Schüler, Lehrer und Eltern Kontakte möglichst vermeiden. In einer ebenfalls geschlossenen Gemeinschaftsschule gilt für die Schüler zweier Klassen eine strenge Quarantäne-Anordnung.
Corona in Magdeburg: Ordnungsamt prüft Quarantäe-Anordnungen
Auch weiterhin wird das Virus fast ausschließlich unter Rumänen festgestellt. „Wir haben nur einige wenige Deutsche, die positiv getestet wurden“, sagte Rathaussprecherin Kerstin Kinszorra. Das Ordnungsamt ist aktiv, um Quarantäne-Anordnungen zu überprüfen. Laut Stadt werden diese fast vollständig eingehalten. „Am Mittwoch und Donnerstag wurden bei 63 Kontrollen zwei Verstöße ermittelt“, sagte die Sprecherin. Ein Mann werde vom Gesundheitsamt gesucht.
Im benachbarten Salzlandkreis hat Landrat Markus Bauer (SPD) den Versammlungsort einer Pfingstgemeinde schließen lassen. Es handelt sich um einen Saal in Schönebeck, in dem Rumänen aus Magdeburg ihre Gottesdienste feierten. Der Landkreis habe auf Bitten der Stadt Magdeburg gehandelt, sagte Landkreis-Sprecher Marko Jeschor.
Die rumänische Gemeinde gilt als möglicher Ausgangsherd der Infektionen. Ihr Prediger lebt in Berlin-Neukölln in einem Haus, das wegen zahlreicher Corona-Infektionen unter Quarantäne gestellt wurde. Nach MZ-Informationen hat der Mann zuletzt am 6. Juni in Schönebeck gepredigt. (mz)