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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Wenig Förder-Kurse für hoch begabte Kinder

10.01.2004, 16:30

Magdeburg/Halle/dpa. - An Sachsen-Anhalts Schulen herrscht Mangel an Förder-Klassen für hoch begabte Kinder. Betroffene Eltern müssen ihre Sprösslinge entweder auf ein Internat schicken oder zu Privat-Kursen anmelden. Viele Lehrer müssen sich bereits an den Grundschulen eher auf die Unterstützung bei Lernschwächen konzentrieren als auf die gezielte Förderung besonderer Begabungen, ergab eine dpa-Umfrage.

«Es gibt im Land zwar verschiedene Möglichkeiten, hoch begabte Kinder zu fördern», sagte GEW-Sprecher Hans-Dieter Klein. Dafür müssten die Kinder jedoch oftmals ihr soziales Umfeld verlassen. «Entweder wechseln sie an eine oftmals weit entfernte Schule mit inhaltlichem Schwerpunkt oder sie müssen in ihrer Freizeit Privatunterricht nehmen.» Abhilfe könnten schulische Förder-Kurse schaffen. «So wie lernschwache Schüler unterstützt werden, dürften auch besonders begabte Kinder nicht allein gelassen werden», sagte Klein. «Für die zusätzlichen Unterrichtsstunden können die Lehrer vom Land aber kaum noch bezahlt werden. Entsprechende Stunden wurden immer mehr reduziert.» Deshalb sei der Anreiz zum Engagement gering.

«Oft bekommt ein Lehrer aber überhaupt nicht mit, dass ein Schüler besonders begabt ist», sagte Jutta Billhardt, die beim Bundesverein Hochbegabtenförderung für die Kurse in Magdeburg und Halle zuständig ist. «Ein Lehrer merkt doch nicht, dass ein Drittklässler die Aufgaben aus der 7. Klasse problemlos lösen kann, wenn er ihm diese Aufgaben gar nicht stellt.» Um eine Hochbegabung überhaupt fördern zu können, müssten die Pädagogen sie laut Billhardt erst einmal aufspüren können. «Dazu sind viele jedoch nicht in der Lage», betonte auch GEW-Sprecher Klein. «Notwendig sind Intelligenz-Tests bereits im Kindergarten und in der Grundschule», forderte Billhardt.

Die Aufnahme an eine der zehn Internatsschulen mit einem Schwerpunkt in Naturwissenschaften, Mathematik, Sport oder Musik ist nach Angaben des Kultusministeriums frühestens ab der 5. Klasse möglich. Zur Hochbegabten-Förderung setze das Land deshalb vor allem auch auf Wettbewerbe wie «Jugend forscht» oder die Mathematik- Olympiade. «Zudem gibt es Arbeitsgemeinschaften, Spezialistenlager unter Anleitung von Hochschulpersonal in den Sommerferien sowie Korrespondentenzirkel, die Aufgaben an die Kinder verschicken», sagte die Sprecherin des Kultusministeriums Brigitte Deckstein.

Die Einführung von Elite-Schulen für Hochbegabte stößt sowohl bei Klein als auch bei Billhardt auf Ablehnung. «Das fördert zwar auf der einen Seite die besondere Begabung, kann aber andererseits schnell zur Isolation führen», sagte Klein. Besser sei es, die Kinder in gewohntem Umfeld mit ihren Klassenkameraden zu fördern. «Dann können sich die Kinder in den Pausen austauschen, Hochbegabte bekommen aber darüber hinaus auch die für sie so wichtige gezielte individuelle Förderung beim Lernprozess», sagte Billhardt.