Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Toben unter dem Hallendach
Halle/Thale/MZ. - Stephan Tödter, 34 Jahre alt, hat das vergangene Jahr zwischen Hüpfburgen, Kletterwänden und Riesenrutschen zugebracht. "Wer einen Hallenspielplatz eröffnet, muss wissen, was bei Kindern ankommt", sagt der Immobilienwirt. Vor knapp zwei Monaten hat Tödter in Halle die "Arche Noah" in Betrieb genommen, eine private Indoor-Spielanlage. Dort können Kinder auf 1 000 Quadratmetern toben.
"Seit zwei Jahren registrieren wir bei Hallenspielplätzen bundesweit massives Wachstum", sagt Thomas Albertin vom Hamburger Spezialimmobilien-Unternehmen Vota. Die Firma hat gerade den ersten Marktbericht zu dieser Spielplatzart vorgelegt. Demnach gibt es in der Bundesrepublik derzeit rund 250 dieser Angebote. Vier davon befinden sich in Sachsen-Anhalt: in Halle, Magdeburg, Schönebeck und Thale. Tendenz steigend: In Weißenfels ist nach Angaben von Albertin ein weiterer Hallenspielplatz geplant.
Lisa und Vanessa vom Hort Kinderpark in Halle wissen, was die "Arche Noah" so verlockend macht: "Die Rutsche und das Klettergerüst, die sind so schön groß", sagt Lisa. Ihre Freundin Vanessa fügt schnell hinzu: "Hier gibt es so viel. Da weiß man ja gar nicht, was man zuerst machen soll."
"Die Idee vom überdachten Spielplatz stammt aus den USA", sagt "Arche Noah"-Kapitän Tödter. Sie sei in den 30er Jahren in Verbindung mit Einkaufszentren entwickelt worden und erst 50 Jahre später über Großbritannien nach Europa gelangt: Während Eltern durch die Geschäfte streifen, buddelt der Nachwuchs unter Aufsicht in der Sandkiste. Das war gestern.
Heute buhlt das Spielparadies mit seinen eigenen Angeboten und in Zusammenarbeit mit anderen Veranstaltern um Besucher. Das "Bau-Spiel-Haus" in Thale etwa kooperiert mit örtlichen Tourismus-Institutionen. "Gemeinsam mit dem Bergtheater auf dem Hexentanzplatz bieten wir Schulklassen ein Projekt rund um das Thema Mythen an", erzählt Animateurin Tamara Danielzik. Und auch mit den Betreibern der Seilbahn, die Touristen zum Hexentanzplatz bringt, werden Aktionen geplant.
Darüber hinaus sind die 28-Jährige und ihre sechs Kollegen ständig auf der Suche nach neuen Attraktionen und Dekoration. Der Spielplatz ist im Stil einer Baustelle gehalten. Verkehrsschilder, Bauklötze und reichlich Absperrband umrahmen die meterlange Wellenrutsche, den Kletterberg bis unter das Dach und den riesigen Sandkasten. Das Herzstück der Halle ist ein bunt bemalter Bauwagen, in dem sich die Kinder schminken und verkleiden können. Bis zu 800 Gäste zählt das "Bau-Spiel-Haus" an guten Wochenenden.
So genanntes Cross-Marketing und Rabattsysteme kommen nicht von ungefähr: Laut Vota-Studie zählten 2005 gerade zehn Prozent der Hallenspielplätze in Deutschland mehr als 150 000 Gäste pro Jahr. Zu den erfolgreichen gehören laut Marktanalysten vor allem jene, die größer als 3 500 Quadratmeter sind und am Anfang mehr als 500 000 Euro investiert haben.
Gute Chancen für neue Spielplätze unterm Dach sieht Vota-Sprecher Albertin im Süden und Osten Deutschlands. So sei die Zahl der Angebote auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen relativ niedrig. Überall dort rechnet Albertin mit einem rapiden Wachstum.