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Sachsen-Anhalt-Tag Sachsen-Anhalt-Tag: SS-Auftritt ruft Staatsschutz auf den Plan

19.06.2009, 14:07

Thale/Magdeburg/dpa. - Es bestehe derVerdacht des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole. «Dazu habenwir von Amts wegen eine Anzeige erstattet», sagte einePolizeisprecherin am Freitag in Magdeburg und bestätigte damit einenBericht von «Radio SAW». Es gebe Hinweise darauf, dass auf denUniformen verfassungsfeindliche Symbole abgeklebt wurde. Wenn dieszutreffe, würde der Fall aber dennoch der Staatsanwaltschaftübergeben. «Dann muss die Justiz entscheiden», sagte diePolizeisprecherin.

Zum Sachsen-Anhalt-Tag in Thale (Landkreis Harz) waren amvergangenen Wochenende rund 200 000 Menschen gekommen. Beim Festumzugam Sonntag stellten 4000 Teilnehmer die Geschichte der einzelnenRegionen des Landes Anhalt dar. Öffentlich bekanntgeworden war derAuftritt von Männern eines Vereins aus Dessau-Roßlau in Waffen-SS-undWehrmachts-Uniformen erst einige Tage danach. «Aus meiner Sicht wardas eine ganz bewusste Provokation», sagte Justizministerin AngelaKolb (SPD) am Freitag der dpa.

Linke-Fraktionschef Wulf Gallert bezeichnete die Aktion als«Skandal». «Das ist ein eindeutiges Versagen der Organisatoren»,sagte er der «Mitteldeutschen Zeitung» (Freitag). InnenministerHolger Hövelmann (SPD) sprach von einem geschmacklosen Auftritt, dervon dem Verein für Militärgeschichte organisiert worden war. DieOrganisatoren des Landestages zeigten sich ebenfalls entsetzt undbestürzt. Das Organisationskomitee habe nichts von diesem Auftrittgewusst, sagte Sprecher Frank Hirschelmann. Die Organisation desUmzuges sei vor allem von 1-Euro-Jobbern übernommen worden. Einekomplette Kontrolle der Teilnehmer sei daher nicht zu leistengewesen.

Der Vorsitzende des in die Kritik geratenen Fördervereins für dasMilitärhistorische Museum Anhalt in Dessau-Roßlau, Rainer Augustin,erklärte: «Wir wollten das Ende des Zweiten Weltkrieges 1945illustrieren». In seinem Brief an den Oberbürgermeister der Stadt,Klemens Koschig (parteilos) heißt es weiter: «Wir bedauern, dassunser Beitrag missverstanden wurde. Wir wollten niemanden provozierenoder verletzen. Dabei räumen wir ein, dass es unserem Beitrag an dergebotenen Sorgfalt mangelte und entschuldigen uns ausdrücklichdafür.» Koschig mahnte unterdessen einen sensibleren Umgang mit derDarstellung geschichtlicher Ereignisse an.