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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Land kauft jährlich Kunst für 250.000 Euro

Von Dörthe Hein 21.04.2013, 06:50
Vor Arbeiten der Künstler (l-r) Sven Braun (Angel, 2012), Sara Hoppe (Serie Points, 2011) und Laura Bielau (Maschine, 2008) steht der Direktor der Kulturstiftung Sachsen, Ralph Lindner, am 06.06.2012 in der Baumwollspinnerei in Leipzig. Auch in sparsamen Zeiten kauft Sachsen-Anhalt Bilder, Skulpturen und Fotografien.
Vor Arbeiten der Künstler (l-r) Sven Braun (Angel, 2012), Sara Hoppe (Serie Points, 2011) und Laura Bielau (Maschine, 2008) steht der Direktor der Kulturstiftung Sachsen, Ralph Lindner, am 06.06.2012 in der Baumwollspinnerei in Leipzig. Auch in sparsamen Zeiten kauft Sachsen-Anhalt Bilder, Skulpturen und Fotografien. dpa Lizenz

Magdeburg/dpa - Es ist ein heikles Thema in Zeiten massiver Sparzwänge: Sachsen-Anhalt kauft Kunst. Der Etat dafür liegt nach Angaben des Kultusministeriums bei jährlich rund 250 000 Euro. Das klingt nach viel Geld, der Finanzminister könnte seine Ohren spitzen und den Rotstift schwingen. Annegret Laabs, Leiterin des Magdeburger Kunstmuseums Kloster Unser Lieben Frauen, hingegen sagt: „Sonst kauft keiner mehr Kunst.“ Die Stadt nicht, und das Museum habe auch keinen Ankaufsetat. Es gebe auch nicht viel privates Kapital für die Kultureinrichtungen wie in den westlichen Bundesländern. Da sei der Einsatz des Landes besonders wichtig.

Unter den Kunstobjekten, die Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr erworben hat, sind Fotografien, Malerei, Grafiken, Keramikarbeiten und Plastiken. Zumeist stammen sie von Künstlern aus dem Land, etwa von Ulrich Klieber, dem langjährigen Rektor der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, oder den Hallenser Künstlern Johannes Nagel und Wasja Götze. Aus dem Nachlass von Carl Marx (1911-1991), der unter anderem im Bauhaus Dessau ausstellte, erwarb das Land drei Plastiken. Im Bereich Fotografie sicherte es sich ein Konvolut der in Halle geborenen Laura Bielau aus der Serie „Die Fotografin“ sowie Arbeiten der in Bulgarien geborenen Pepa Hristova, die derzeit im Kunstmuseum in Magdeburg ausstellt.

Wahrung des künstlerischen Erbes

Wie kauft ein Land Kunst? Alle Ankäufe seien Empfehlungen des Kunstbeirates gewesen, denen das Land gefolgt sei, heißt es dazu aus dem Kultusministerium. Damit solle das künstlerische Erbe bewahrt werden. Lücken, die durch kriegsbedingte Verluste entstanden sind, sollen geschlossen, Sammlungen ergänzt werden. Das seien in der Regel Käufe, die beispielsweise von der Kulturstiftung der Länder, von Lotto Sachsen-Anhalt oder den Sparkassen unterstützt würden. Bei der zeitgenössischen Kunst seien die Ankäufe das wichtigste Instrument, Künstler einzeln zu fördern.

Auch Nachbarländer wie Thüringen und Sachsen kaufen Kunst. Aus dem Kultusministerium in Erfurt heißt es, 2012 hätten 50 000 Euro für Werke einheimischer Künstler zur Verfügung gestanden. Mit zusätzlichen 48 000 Euro seien Museen beim Erwerb älterer Kunstwerke unterstützt worden. Sachsen kauft für jährlich 140 000 bis 170 000 Euro zeitgenössische Kunst im Freistaat geborener und ausgebildeter Künstler. Der Kunstfonds gehört zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Wenn Sachsen-Anhalt Kunst kauft, ist laut Ministerium die künstlerische Qualität der Werke ausschlaggebend. Sie sollen einem überregionalen Vergleich standhalten. Besonders berücksichtigt werden Künstler, die in Sachsen-Anhalt beheimatet sind oder waren. Auch auf künstlerische Traditionen wird Rücksicht genommen: neben der freien Kunst gehört auch das Kunsthandwerk dazu, das durch die Kunsthochschule Burg Giebichenstein geprägt ist.

"Sammlungen sind Gedächtnis einer Region"

Kulturberater und Autor Johannes Stahl ist einer von sieben Mitgliedern des Kulturbeirates Sachsen-Anhalts. Ihn wundert es, wie einstimmig die Abstimmungen des Gremiums ausfallen. Aber schließlich hätten alle Mitglieder jahrzehntelange Erfahrung. Jeder bringe Kunstwerke ein und begründe die Empfehlung für einen Ankauf. Zum Ankaufsetat sagt Stahl: „Die Zahlen sind ärmlich.“ Der Kunst in Sachsen-Anhalt bescheinigt er ein spezielles Profil, eben eher materialorientiert durch die Burg Giebichenstein.

„Unsere Vorfahren haben immer gesammelt, die Sammlungen sind das Gedächtnis einer Region“, sagt Annegret Laabs, die Magdeburger Museumsleiterin. Sie fordert auch von der Politik solch langfristiges Denken angesichts der Sparzwänge. Wie es mit dem Ankaufsetat des Landes weitergeht, ist aus Sicht des Kultusministeriums spekulativ. Die Städte und Gemeinden hätten ein extrem dünnes Budget für den Ankauf von Kunst, sagt Jürgen Leindecker vom Städte- und Gemeindebund Sachsen-Anhalt. Ihre Sorge gelte aber eher dem Erhalt der großen Welterbestätten, der Schlösser und Burgen. „Es ist tragisch, dass wir keinen Spielraum haben.“