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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Jallohs Familie will das Land verklagen

25.06.2009, 17:29

DESSAU-ROSSLAU/MZ/DPA - Dazu haben sie eine Klage eingereicht, teiltedas Landgericht Dessau-Roßlau gestern mit.Das Gericht hatte im Dezember 2008 zwei Polizistenaus Dessau-Roßlau freigesprochen. Sie warenangeklagt, am Tod des Mannes aus Sierra Leoneeine Mitschuld getragen zu haben. In der Zivilklagevertreten die Angehörigen die Ansicht, dassdas Land als Dienstherr der Polizisten Amtspflichtenverletzt habe.

Termin noch unklar

Die Angehörigen Jallohs beantragten fürdieses Verfahren Prozesskostenbeihilfe. Darübersoll zunächst entschieden werden. Ein Terminfür eine mündliche Verhandlung vor der 4.Zivilkammer steht den Angaben eines Gerichtssprecherszufolge noch nicht fest. Gegen die beidenFreisprüche im Strafverfahren hatten Staatsanwaltschaftund Opfervertreter Revision beim Bundesgerichtshofeingelegt. Darüber ist noch nicht entschiedenworden.

Das Innenministerium wollte die drohende Zivilklagegestern nicht kommentieren. "Wir gehen davonaus, dass darüber erst nach Abschluss desStrafverfahrens entschieden werden kann",sagte Sprecher Martin Krems. Im Zusammenhangmit einer zeitweise diskutierten Einstellungdes Strafprozesses hatten Jallohs Angehörigeeine vom Gericht in Aussicht gestellte Entschädigungvon 5000 Euro abgelehnt, stattdessen dieAufklärung des Falls gefordert.

Öffentlicher Druck

Ouri Jalloh war im Januar 2005, gefesseltan Händen und Füßen, in einer Gewahrsamszelleder Dessauer Polizei verbrannt. Er soll dasFeuer selbst gelegt haben, antirassistischeInitiativen bezweifeln dies bis heute. Erstnach großem öffentlichen Druck kam es im Jahr2007 zum Prozess gegen zwei Polizisten. Einersollte zu spät auf den Rauchmelderalarm reagiert,der andere bei der Durchsuchung Jallohs einFeuerzeug übersehen haben. In dem anderthalbjährigenProzess aber widersprachen sich Zeugenaussagen.Dass beide Angeklagte freigesprochen wurden,liege keineswegs daran, dass klar sei, wastatsächlich passiert ist, sagte der Richterbei der Urteilsverkündung. Im Gericht wares daraufhin zu Tumulten gekommen, Initiativenkündeten zudem die Bildung einer unabhängigenKommission zur Aufklärung des Falls an.