Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Frühere Weihnachtsbräuche sind kaum noch aktuell
Magdeburg/Halle/dpa. - Von einem öffentlich gefeierten Fest habe sich Weihnachtenmehr und mehr in die Familie verlagert. «Weihnachten privat in derFamilie kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf», sagte Schneider.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts sei Weihnachten ein öffentlichesEreignis gewesen. «Beliebt waren Umzüge», sagte die stellvertretendeGeschäftsführerin des Landesheimatbundes. Der ursprüngliche Termindes Schenkens war der 6. Dezember Nikolaustag. «Im Mansfelder Landzog am 6. Dezember der Nikolaus mit seinem Knecht Ruprecht durch dieDörfer und verteilte an die Kinder Süßigkeiten und Äpfel.»
Der Reformator Martin Luther kritisierte dies und fand, dass dasWeihnachtsfest mit der Geburt Jesu viel wichtiger sei, an diesem Tagsollten sich die Menschen etwas schenken. «Nach und nach setzte sichdieser Termin, zunächst in den protestantischen Regionen, durch. Abernoch Anfang des 20. Jahrhunderts wurde am 6. Dezember in vielen Ortender Hele-Christ (Heiliger Christ) verehrt», berichtete Schneider.
Im Harzort Königerode gibt es einen Nikolausverein, derenMitglieder am 6. Dezember mit viel Lärm durch den Ort ziehen und andie beginnende Adventszeit erinnern. «Im Anhaltischen gab es zwischenWeihnachten und Neujahr "Bettelgänge" der Handwerker, die an denHäusern um ein paar kleine Gaben, ähnlich wie heute die Kinder anHalloween, nachfragten», sagte Schneider. Ebenso zogen Sänger amDreikönigstag (06. Januar) von Haus zu Haus, ein Brauch der heutenoch von der Kirche für caritative Zwecke praktiziert wird.
In Halle wurden um 1920 Kinderumzüge mit einem sogenanntenHerodeskasten veranstaltet. «Das war ein kleines Puppentheater. DieKinder spielten die Geschichte von König Herodes nach, der vieleneugeborene Kinder töten ließ, weil er sich durch die Geburt vonJesus als Herrscher bedroht fühlte», sagte die Volkskundlerin.
In diesem Jahr gebe es in Halle erstmals einen «Krippenweg». Rund50 Geschäfte zeigen in ihren Schaufenstern Krippen aus aller Welt.«Immerhin ist damit ein christliches Symbol für Weihnachten wieder inder Öffentlichkeit», sagte Schneider.